Tag 49 & 50: Die verlorene Switch & Rückkehr nach Tokyo
Nach meinen ereignisreichen Tagen in und um Kyoto wurde es erst einmal wieder Zeit für meine Rückkehr nach Tokyo. An diesem Tage weinte Kyoto im wahrsten Sinne des Wortes zum Abschied. Am Abreisetag war ein grausiges Wetter, das mir den Abschied zumindest etwas erleichterte. An diesem Tag wäre ich wohl wirklich mehr auf trockenere Bereiche beschränkt gewesen.
Eine Sache stand aber dennoch aus: Meine verlorene Nintendo-Switch, die (vermeintlich) in Osaka abgegeben wurde. Also ging es noch einmal Nach Osaka – ausnahmsweise ohne einen Besuch in den Universal Studios Japan. Da die Osaka-Tage aber immer ein bisschen mit Chaos verbunden waren, musste ich nach dem kleinen Fundbüro im sehr großen Bahnhof natürlich erst einmal suchen. Trotz früher Ausschilderung in welcher Richtung es lag, verbarg es sich zunächst doch ziemlich gut vor mir.
“Osaka: Große Stadt mit großem Bahnhof und einer eher progressiven Bevölkerung. Hier wird doch bestimmt Englisch gesprochen.” Das war so die stille Hoffnung beim Fundbüro. Oh, wie ich meine Naivität liebe. Im Fundbüro angekommen gab es nur einen einzigen Mitarbeiter, der natürlich kein bisschen Englisch verstand. Aber ein bisschen Google Translate, die Mail vom Fundbüro und ein wenig Handgefuchtel später verstanden wir uns ganz gut.
Ich bekam am Ende einen Zettel, der mir in gedruckter, aber irgendwann mal handschriftlich gemalter Form zeigt, wie ich vom Hauptbahnhof zum Polizeirevier komme, wo die Switch nun sein sollte. Offenbar gehen die Sachen hier schon nach 1-2 Tagen vom kleinen Fundbüro zur Polizei.
Ein Daddel auf der Polizeistation
Ein Glück ich hatte auch Google Maps. Die Zeichnung war nämlich wirklich eher grob und so konnte ich mit digitaler Hilfe doch etwas zielsicherer die richtige Straße einschlagen, um das Polizeirevier auszumachen. Dabei wartete auch ein kleiner Fußweg durch den unaufhaltsamen Regen. 10 Minuten später war ich dann etwas durchnässt bei der Polizeistation – als wenn ich mit Regenschirm reise.
Es war tatsächlich keine Mini-Station wie es sie alle paar Straßenecken in Japan gibt, sondern mal ein größeres Revier. Die Kommunikation ging hier aber erfreulich gut. Am Empfang sprach man bereits ziemlich gutes Englisch und es ging schnell weiter zur richtigen Abteilung. Dort nannte ich mein Anliegen und gab das Schreiben vom Fundbüro ab. Es gab noch ein paar Fragen zu Details der Konsole (etwa Spiele, die dabei waren). Danach dauerte es dann doch ein Weilchen bis die Dame zurückkam. Aber wer weiß, was in Japan für ein bürokratischer Apparat dahinter steckt.
Am Ende zeigte ich zum Beweis noch die vorhandene Verbindung zu meinem Pocket-Wifi (ein Glück das Ding hatte noch ganze 5% Saft), unterschrieb den Erhalt des Geräts und füllte noch ein Blatt mit meinen Kontaktdaten aus. Dann durfte ich gehen. Irgendwie war das schon eine ungeahnt interessante Erfahrung gewesen, einmal bei der japanische Polizei zu hocken. Aufgrund der etwas besonderen Situation habe ich das natürlich nicht wirklich per Kamera festgehalten.
Zurück nach Tokyo!
Dann ging es endlich zurück nach Tokyo. Auf den nächsten Shinkansen musste ich nicht lange warten, aber es reichte so gerade, um mir an einem kleinen Bahnhofs-Konbini noch ein Sandwich und was zu Trinken für die Fahrt zu kaufen.
Auch bei Regen genoss ich die unglaublich komfortable Fahrt im Shinkansen und den Blick auf die Landschaft. Gerade zwischen den Hügeln und Bergen hing nicht selten ein hübscher Nebelschleier. An einer Stelle kam mir die Landschaft sogar überraschend vertraut vor und ein Blick auf Google Maps bestätigte: In der Ferne sah ich die Gegend um die K-On!-Schule, die ich auf dem Hinweg besuchte und von wo aus ich den Shinkansen in der Ferne erblicken konnte.
In Tokyo angekommen war das Wetter auch nicht viel besser als in Osaka. Ein trockener Moment am Abend wurde aber ausgenutzt, um im Konbini meinen Kühlschrank für die kurze Rückkehr in Tokyo aufzustocken. Den Tag ließ ich sonst aber sehr ruhig ausklingen, auch wenn die Waschmaschine noch gefüttert werden wollte.
Die schönste Erkenntnis des Tages: Mehr noch als bereits bei meiner Kurzreise zur Izu-Halbinsel fühlte sich die Rückkehr nach Tokyo einfach nach einem “Ich bin wieder Zuhause” an. Genau das hatte ich mir von meiner Idee der Urlaubsblöcken innerhalb meiner großen Reise erhofft. Diese Zuhause-Gefühl tatsächlich so zu spüren während man in einem fernen Land ist, ist einfach etwas ganz besonderes. Für diese zusätzliche Erfahrungsebene kann ich eine längere Japanreise mit “festem Wohnsitz” bereits von ganzem Herzen weiterempfehlen.
Tag 50: Nakano und leckere Backwaren
Der Tag danach war eigentlich denkbar faul. Der Regen hielt weiter an und ich entschied mich darum völlig unspektakulär nach Nakano zu gehen und den überdachten Nakano Broadway zu besuchen. Ich konnte also nach Herzenslust die vielen Second-Hand-Shops durchforsten. So langsam entwickelte ich eine immer besser Orientierung, welcher Shop sich auf welchem Stockwerk befindet.
Ohne große Einkäufe machte ich auf dem Weg zurück einen Zwischenstop bei einem etwas französischer klingenden Bäcker. Neben einem Croissant fand ich auch noch ein leckeres Kräuterbrot und eine Art Schoko-Donut, die ich mir quasi zum Kaffeetrinken mitnahm. Auch wenn im Laden lose mit der Zange rausgefischt, wurde an der Kasse nochmal alles einzeln eingepackt. Japan eben.
Abends hockte ich noch etwas am Laptop für ein paar Tagebuchnotizen, Reiserecherchen und etwas Unterhaltung. Ansonsten blieb es ein ruhiger Tag, den ich sonst noch zum Packen meines Rucksacks für den nächsten Reiseblock nutzte, der am nächsten Tag endlich beginnen sollte.