Tag 6: Tokyo Dome City & Akihabara

Tag 6: Tokyo Dome City & Akihabara

Erneut gab es neue Locations zu sehen. Am 6. Tag (bzw. den 5. vollen Tag) in Japan treibt es mich als Achterbahn-Fan in die Tokyo Dome City, wo die Achterbahn Thunder Dolphin ihren ersten regulären Fahrbetrieb seit Fahrzeugerneuerung startete. Grund genug für mich, einer der ersten zu sein, der die alte Achterbahn in neuen und vor allem vollen Zügen genießt.

Aber es sollte nicht nur beim Vergnügen in luftigen Höhen bleiben. Auch Akihabara sollte nicht sicher vor mir bleiben, weil es zum einen mehr oder weniger um die Ecke war und ich mich nach dem Nakano Broadway auch im Mainstream-Viertel der Nerdkultur umschauen wollte.

Den Beginn machte aber ein Konbinifrühstück aus einem Chicken-Teriyaki-Eiersalat-Sandwich und einem Currybrötchen. Vor allem das Sandwich hatte es mir angetan und ist bislang mein liebstes Fertig-Sandwich in Japan. Einfach gut.

Ein in der Hand gehaltenes Sandwich, das mit Hühnerfleisch, Eiersalat und einer Teriyaki-Soße belegt ist.
Hühnchen, Eiersalat und eine Teriyaki-Soße – das Sandwich hat mein Herz im Sturm erobert.

Erst einmal Riesenrad

Als die Grenzen Japans noch geschlossen waren, hatte ich mir im Frühherbst letzten Jahres einen kleinen Traum erfüllt: Einmal das Phantasialand besuchen. Der Freizeitpark hat großartige Achterbahnen mit noch fantastischerer Thematisierung und macht damit die behördlich bedingte kleine Größe des Parks mehr als wett. Was ich mit dem kleinen Exkurs aber eigentlich sagen möchte: Ich mag Achterbahnen.

Darum ist für mich auch der Thunder Dolphin ein klares Reiseziel gewesen. Das ist eine sehr große Achterbahn in einem relativ kleinen Freizeitpark direkt in Tokyo. Es handelt sich um einen Hypercoaster und ist sogar um wenige Kmh schneller als die bislang einzigen beiden deutschen Hypercoaster. Der Park ist eine Art Erweiterung des dortigen Baseball-Stadions, hat zugleich aber auch ein Einkaufszentrum mit einem Spa – kuriose Mischung.

Als ich ankam suchte ich erstmal nach einem Ticket-Counter. Der Eintritt an sich ist nämlich frei, aber man zahlt für die Attraktionen. Es gibt aber auch Tagestickets, Abendtickets oder für mich spannend: Das Ride 5-Ticket, mit dem man 5 beliebige Attraktionen nutzen kann. Da Ich vor allem auf die Achtebahn und das Riesenrad abzielte, die beide von den Preisen an der Spitze stehen, also das perfekte Ticket. Eine weitere spannende Attraktion, der Wonder Drop war leider nicht aktiv. Vielleicht lag das am etwas stärkeren Wind an dem Tag.

Um den Tag zu beginnen bot sich allerdings das Riesenrad an. Das ist fast so hoch wie der 80 Meter hohe Lifthügel der Achterbahn und zudem ohne Speichen, also ohne Konstruktion in der Mitte. Da ich nicht in die Karaoke-Kabine wollte – sowas haben die da wirklich! – konnte ich sofort einsteigen und Tokyo von oben genießen. Natürlich habe ich dabei auch das ein oder andere Bild gemacht. Viel schlechter als eine Aussichtsplattform wars jetzt auch nicht und ich hatte sie für mich allein. Auch die Scheiben waren ziemlich sauber. Auch hier ist es eine Freude, die Freundlichkeit des japanischen Personals zu erleben, die einem mit Verbeugung in die Kabine bittet.

Jetzt ist hier Achterbahn!

Doch so schön der Ausblick von oben war: Die große Vorfreude galt der Achterbahn. Die kam direkt danach dran, wenn auch mit kleinem Kulturschock. Zum einen wurde schon in der Schlange von einer Mitarbeiterin abgefragt, ob man bestimmte gesundheitliche Probleme hatte – bis auf meine Bluterkrankheit nicht und die hielt mich noch nie von Achterbahnen ab. Außerdem musste man vor der Fahrt sämtliche Gegenstände in ein Schließfach stecken – einschließlich (ungewollter Wortwitz) Hosentaschen-Inhalten und Uhr. Das kannte ich bisher nur von der Achterbahn F.L.Y. im Phantasialand, wo man allerdings auch bauchlings unter der Schiene hängt.

Beim ersten Mal war das schon etwas Rumgekrame, bis wirklich alle Sachen – auch Kleingeld aus der Feuerzeugtasche – im Schließfach waren und ich endlich durch den Metalldetektor konnte. Die Abfertigung der Bahn war leider etwas träger als daheim gewohnt. Das lag daran, dass die Sicherheitsbügel nur vom Personal runtergemacht wurden. In deutschen Parks ist es normal, dass da der Fahrgast selbst schon mit anpackt und das Bahnpersonal nur noch sichergeht. Hier wurde jeder Bügel, inklusive des Glasschildes (vermutlich gegen Corona-Infektionen) vom Personal runtergeklappt.

Trotzdem machte das Warten Spaß. Es war wieder eine interesante Möglichkeit zu beobachten, wie japanische Gruppen miteinander interagieren. Außerdem wurde jeder Zug am Start mit Klatschen vom Personal und den Wartenden angefeuert und jeder einfahrende Zug mit Applaus empfangen. Irgendwie unglaublich sympathisch. Japaner wissen einfach wie man entspannt wartet.

Übrigens gab es in der Schlange ein Desinfektionsmittel-Spender, den auch ich nutzte, allein schon um mich den Einheimischen anzupassen. Die erste Fahrt machte ich sogar komplett mit Maske, obwohl ich nicht ganz sicher war, ob sie die Fahrt über hält.. Es war ein großartiger Ritt auf dem Donner-Delfin, der dennoch nicht so intensiv war, wie man bei 80 Metern Höhe und 130km/h Spitzengeschwindigkeit erwartet. Es war auch kein übermäßig kreatives Layout. Doch weil es mitten in der Stadt war und quasi durch ein Gebäude und ein Riesenrad ging, hatte es einen ganz eigenen Charme.

Ich bin gleich ein zweites Mal gefahren und war diesmal deutlich routinierter damit, alle meine Habseligkeit schon beim anstehen gut zu verstauen. Als Achterbahn-Fan wusste ich außerdem: Bei der 2. Fahrt kann man die Aussicht nochmal mehr genießen. Und so war es auch. Ich hatte wieder einen kurzen tollen Blick auf Tokyo, ehe es auf die rasante und spaßige Fahrt ging.

Kleines Kuriosum: Ein vermutlich europäischer Metalhead mit aus meiner Erfahrung noch recht üblichen Metalhead-Maßen konnte nicht mit der Bahn fahren, weil der Gurt einfach nicht um den Bierbauch passte. Das habe ich so auch noch nicht erlebt. Aber allein die Seiten-Schilde der Klappbügel (wohl Corona-Schutzmaßnahme) sind bestimmt schon ein erstes Hindernis wenn man mit etwas Bauch einsteigen will.

Treppensteigen in Akihabara

Ich wollte den Thunder Dolphin gerne bei Nacht erleben, doch bis dahin war noch reichlich Zeit. Und mal unter uns: Die Tokyo Dome City ist lustig, aber kein Ort der einen viele Stunden hält. Ein Glück, dass Electric Town Akihabara direkt um die Ecke ist. Ich konnte sogar zu Fuß (da ist es wieder!) direkt von der Dome City rüber schlendern. Dort angekommen musste ich aber erstmal das Smartphone rausholen: Wo sind denn eigentlich die ganzen Nerd-Shops in Akiba? Die waren natürlich sehr schnell ausgemacht und gefunden.

Ob Radio Kaikan, Mandarake oder Akiba Culture Zone, es gibt mächtig Auswahl an Shops. Eines solltet ihr euch aber bewusst sein: Die Grundfläche der Läden ist meist sehr klein und sie erstrecken sich teils über viiiele Stockwerke oder fangen erst in höheren Etagen an. Wer – wie ich – keine Lust hat am Fahrstuhl zu warten steigt mitunter etliche Treppenstufen. So habe ich am Tag nach dem Bergsteigen gleich schon wieder Unmengen an Höhenmetern gesammelt.

Doch auch wenn es genrell noch etwas spannender war als am Nakano Broadway, war auch hier ein Problem sehr ähnlich: Es fühlte sich an, als wäre ein Großteil des Merches auf wenige bekannte Marken eingedampft. Das kann am hohen Touristenaufkommen des Frühjahrs liegen. Mich wundert überhaupt, wie man bei so vielen Kunden mit den Gebrauchtwaren hinterher kommt – aber die sammeln bestimmt von weniger frequentierten Orten mit ein. Insgesamt war die Vielfalt des Sortiments an beiden Hotspots schon eine gewisser Ernüchterung.

Bei der Gelegenheit suchte ich übrigens auch das Yellow Submarine auf, ein Laden der in seinem obersten Stockwerk auch eine schöne Abteilung für Rollenspiele & Brettspiele hat. Aber auch hier habe ich am Ende nichts gekauft. Auf der einen Seite war es ein bisschen frustrierend, dass ich als Anime- und Gaming-Fan weder beim Nakano Broadway, noch in Akihabara beim ersten Besuch etwas gekauft habe. Auf der anderen Seite beruhigt mich aber auch die Vernunft, dass ich den Markt erst observiere und nicht IRGENDWAS kaufe, nur um es zu tun.

Zurück zur Dome City

Nach etlichen Treppenhäusern und unzähligen Regalreihen an Merch, machte ich mich irgendwann am späteren Nachmittag auf den Weg zurück zur Dome City. Mittlerweile waren die Beine schon ein bisschen schwerer vom zweiten anstrengenden Tag am Stück. Aber ich wollte ja unbedingt mit dem Donnerdelfin durch die Dunkelheit reiten. Dort aber die große Enttäuschung: Der Thunder Dolphin hatte bereits geschlossen. Da auch das Actionfoto noch nicht funktionierte, geh ich stark davon aus, dass man zur Wiedereröffnung noch nicht komplett fertig geworden ist. Aber ich komme sicherlich nochmal für ein nächtliches Gedonner vorbei.

Derweil hatte ich noch 2 von 5 Fahrten in der Dome City übrig. Da der Wonderdrop an diesem Tag ja nicht möglich war, entschied mich für eine erneute Runde im Riesenrad – diesmal bei Nacht. Der Ausblick war noch einmal schöner als zuvor bei Tag. Das Riesenrad ist eine gute Alternative zu anderen Aussichtsplattformen, bei denen man zu der Zeit lange anstehen muss – zudem hat man die Kabine ganz für sich mit einem 360 Grad-Ausblick. Die gut 70 Meter Höhe sind zwar nicht so hoch wie ein Skytree, aber dafür ist man noch näher am Geschehen.

Italienisch essen fürs ganz kleine Geld

Mit Freuden stellte ich auch fest, dass es ganz in der Nähe der Dome City einen Saizeriya gibt, das ist eine äußerst günstige Restaurantkette für italienisches Essen. Zunächst konnte ich es aber nicht finden. Ich war dort wo Google Maps es meinte und da war nur ein Don Quijote. Dann habe ich mir die dazu hochgeladenen Fotos angeschaut und bemerkt, dass die Kunden offenbar etwas Ausblick von oben hatten – ich musste mit dem Fahrstuhl ein bisschen höher – auch gut.

Dort angekommen wies man mir gleich einen freien Tisch zu und erklärte, dass man die bestellten Gerichtnummern auf einen Zettel schreibt. Ich schnappte mir das Menü und entschied mich dann für eine Pizza mit 3-fach Büffelmozzarella, 250ml Rotwein und eine Creme Caramel. Was der ganze Spaß kostete? Nur 950 Yen! Das sind gerade einmal 6,68 Euro – und in Japan gibt man kein Trinkgeld. Klar, die Pizza war nicht die allergrößte, der Hauswein (sie haben auch andere Weine und man kann sogar 1,5 Liter-Flaschen bestellen) nicht der hochwertigste – aber dennoch war das einfach ein unglaublicher Deal und es schmeckte hervorragend.

Die Bedienung ruft man übrigens mit einem Knopf. Es benötigte ungelogen 3 Sekunden und schon war jemand an meinem Platz. So einen Knopf wünsch ich mir auch in deutschen Restaurants. Aber natürlich geht es auch darum, die Kunden möglichst schnell abzufertigen. Ich war vor allem von einem Mitarbeiter mit blondierten Haaren verblüfft. Irgendwie schaffte er es gefühlt überall zugleich zu sein. Mitarbeiter des Jahres bestimmt. Es gab aber auch einen einzelnen Roboter, der beim Servieren unterstützte und an dem ein paar Kinder große Freude hatten. Ich wurde allerdings von einem echten Menschen bedient. Nach dem Essen musste ich nur noch mit dem Bon zum Kassierer, wo dann abgerechnet wurde. Das war garantiert nicht mein letztes Mal.

Schrittzahl: 33.304

Anstiegsmeter: 433,7m (Treppen!)

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