Tag 4: Nachbarschaftserkundung und Nakano Broadway

Tag 4: Nachbarschaftserkundung und Nakano Broadway

Schon der vorige Tag sollte eigentlich entspannt werden, gipfelte aber dennoch in mehr als 30.000 Schritten. Von daher war ich mir schon bewusst, dass auch die Erkundung der Nachbarschaft dem in nichts nachstehen würde. Doch schon kurz bevor ich mir mein Frühstück holen wollte, gab es für mich das große Highlight des Tages: Es klingelte an der Tür und ein Lieferant brachte mir meinen so vermissten orangenen Koffer vorbei: Willkommen in deinem neuen Zuhause! Zwar hatte ich jetzt schon für 1-2 Tage mehr oder weniger vorgesorgt, aber immerhin: Er ist endlich da und ich musste mir keine weiteren Sorgen machen, dass die in meiner häufigen Abwesenheit klingeln. Perfekt!

Wie schon die letzten Tage begann der Tag mit einem Frühstück aus dem Konbini. Eigentlich bin ich absolut kein Frühstücksmensch, aber das Konbini-Essen ist aktuell interessant und ich kann mir dann spontaner überlegen ob es ein Mittag gibt oder doch am Abend das größere Essen ansteht. Ich ließ mir ein kleines bisschen Zeit damit, bevor es dann am späten Morgen losging.

Mein Ziel war weniger eine Erkundung der direkten Nachbarschaft, als die großflächige Parkgegend, die sich entlang des nahen Flusses Zenpukujigawa erstreckt. Gestärkt durch ein Zitronen-Getränk, wie es sie so viele in Japan gibt und die Teils damit prahlen wie viele Zitronen in dieser einen Flasche stecken, ging es erstmal durch die engen Straßen der Nachbarschaft.

Langsam aber sicher gewöhnte ich mich an diese Straßen. Wo ich anfangs etwas unsicher war, ob ich nicht doch mal Probleme mit Fahrradfahrern oder Autos bekäme, fühlte ich immer natürlicher in den schmalen Wegen, die sich Autos, Radfahrer und Fußgänger meist teilten. Außerdem machen diese engen Straßen für mich auch den Charme einer Nachbarschaft aus. Und sie fördern dank fehlender Parkplätze direkt auf der Straße auch noch die Nutzung der Öffis.

Ein etwas anderer Tempel

Als erster interessanter Ort kreuzte ein Tempel meinen Weg, der mir schon zuvor mal auf Google Maps aufgefallen war. Der Risshō Kōseikai ist ein Tempel eines wohl eher neueren Zweiges des Buddhismus und entsprechend moderner fällt auch das Design des Tempels aus. Mit seinen Palmen und seinem moderneren Äußeren hätte ich den rein vom Anblick aber mehr nach Florida verortet als nach Tokyo.

Trotzdem gab es neben den modernen Aspekten dann auch wieder Statuen auf dem Gelände, die wieder klassicher wirkten und von großartiger Handwerkskunst. Vielleicht sollte ich mal schauen, ob man sogar rein darf in den Tempel. Vorerst habe ich ihn aber nur von außen bewundert. Ein interessanter Aspekt der Religion, die ich erst jetzt in der Recherche erfahren habe: Einige Mitglieder lassen am 1. Und 15. eines Monats bewusst eine Mahlzeit ausfallen, um das gesparte Geld zu spenden – vorwiegend für Nahrung oder Spielzeug in Entwicklungsländern.

Als das grün kam

Ich glaube ich kann schon nach wenigen Tagen behaupten, dass „mein“ Tokyo ein bisschen anders aussieht als das der meisten Touristen. Allein durch meine Neigung kleine bis mittelgroße Distanzen zu Fuß zurückzulegen und die Lage meiner Unterkunft, bin ich schon viel unterwegs gewesen, wo ich der einzige Nichtjapaner zu sein schien – und ich liebe es.

Aber auch die Grünflächen, die sich mir nach gut 20 Minuten des Weges langsam erschlossen sind wohl ein Anblick, den nicht viele Ausländer genießen dürfen. Es ist kein einziger Park, sondern mehrere Grünflächen, die ineinander über gehen. Erst ein schmaler, tiefergelegener Park, der fast auf Flusshöhe ist, dann ein Weg der grün bewachsen ist und wo sie immer wieder ein paar Kirschbäume in ihrer schönen Blüte zeigten.

Aber es gab entlang des Flusses auch einige Baustellen, die mich quasi dazu zwangen die Flusseite zu wechseln oder sogar mal einen Weg weiter außenrum zu gehen.

Am schönsten war für mich der Wadabori Teich, bei dem auch ein paar weniger übliche Vögel offenbar heimisch waren. Einer den ich sah musste ein Kranich gewesen sein. Leider war er etwas zu weit weg, um ein brauchbares Foto zu bekommen, aber nicht alles was man ins Herz schließt muss man auch unbedingt als Foto haben.

Mein Ausflug endete als reihenweise Sakura-Bäume den Fluss säumten. Ich wusste zwar, dass diese wohl noch ein gutes Stück weitergehen, aber zum einen war der Anblick so schon sehr schön, zum anderen wollte ich später auch noch woanders hin. Und ich war schon ein ziemlich großes Stück am Fluss entlang gegangen. Es ging also erstmal zurück, um sich eine kleine Erfrischung Zuhause zu gönnen.

Auf nach Nakano

Während ich Tags zuvor nach Shinjuku ging, ist Nakano für mich sogar noch ein Stückchen weiter. In gerade einmal 30 Minuten erreiche ich das Viertel, dass für seine Manga und Animekultur gerade auch unter Locals bekannt ist.

Diesen Ruf verdankt das Viertel vor allem dem Nakano Broadway, einem Einkaufszentrum, das von kleinen Nerd-Läden dominiert wird. Insbesondere der Shop „Mandarake“ ist dort sehr präsent und hat dort ein gefühltes Dutzend Untershops, die sich jeweils auf verschiedenen Merch spezialisieren.

Trotzdem war der Besuch für mich zunächst ein bisschen unterwältigend. Es waren ein paar wenige Serien, die vor allem das Angebot an Figuren dominierten. Für mich selbst gab es zumindest vorerst nichts, was ich unbedingt beim ersten Besuch kaufen musste. Da nutz ich die Zeit in Japan lieber, um die Angebote allgemein besser einschätzen zu können und um ein besseres Gefühl zu bekommen, was man wo am besten bekommt.

Interessant ist es aber durchaus für die Tokyoter, weil die Shops im Vergleich zu Akihabara deutlich mehr Mangas und Animes zugewandt sind und es dort auch unzählige Möglichkeiten gibt, günstig an Secondhand-Mangas zu kommen. Trotzdem sah man auch den ein oder anderen Touristen – gänzlich ein Geheimtipp ist Nakano auch nicht mehr.

Anschließend schaute ich mir auch noch ein wenig die Geschäfte um den Nakano Broadway an. Die Gegend scheint ein Paradies für Foodies zu sein mit einer überwältigenden Menge an Restaurants und Bars. Ein Viertel, dass ich auch bei Dunkelheit unbedingt mal genauer erkunden und vor allem fotografieren muss.

Auf dem Rückweg ging es noch über den Mos Burger in meiner Nachbarschaft. Mos Burger ist eine große Burgerkette und ich gönnte mir einen Teriyaki Burger im Menü mit Fritten und einem Getränk – ich entschied mich für eine Waldmeister-grüne Melon-Soda. Der Burger war erhofft lecker, überrascht haben mich aber die Fritten. Genau so hätte ich sie auch gerne bei Mc Donalds oder Burger King.

Schrittzahl: 34.354

Ein Burger, eine Pommes in einem kleinen Körbchen und ein grünes Getränk von Mos Burger.
Mit müden Beinen gab es nochmal zum Abschluss des Tages eine kleine Mahlzeit im nähsten Mos Burgers. Die Pommes waren der Hammer!

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