Tag 38 -42: Die Übergangs-Woche

Tag 38 -42: Die Übergangs-Woche

Die Golden Week war schon eine eher ruhige Woche für mich gewesen. Im Reise-Fieber der großen Massen einheimischer Touristen, hielt sich meine Reiselust weitgehend in Grenzen. Trotzdem blieb auch diese Woche nicht ohne richtige Highlights.

Doch auch die Tage danach sollten nicht übermäßig spektakulär werden. Immerhin wartete auf mich noch eine Arbeitswoche, bevor es in den großen Urlaub mittendrin ging. Entsprechend wollte ich jetzt auch ein bisschen meine inneren Akkus aufladen, damit ich wieder fit für das große Highlight meiner Japan-Reise bin.

Trotzdem gab es natürlich auch hier wieder ein paar erwähnenswerte Ereignisse und Erkenntnisse, die ich euch nicht vorenthalten mag.

Montag: Urdeutsche Bedürfnisse

Nach einem regnerischen Sonntag besserte sich das Wetter am Montag zum Glück wieder. Als ich meine größere Mittagspause machte war es wieder trocken und ich ging nach Nakano um von dort die wenigen Stationen nach Kichijoji zu fahren. Ich bin unglaublich froh, dass ich den halbstündigen Weg nach Nakano mittlerweile ganz ohne Unterstützung des Handys hinbekomme. Immer mehr Wege um meine Unterkunft werden langsam eine Selbstverständlichkeit und es fühlt sich dadurch immer mehr nach Heimat an.

Mein erstes Ziel in Kichijoji war ein Burger-Restaurant, was ich zufällig ausgemacht hatte. Es nannte sich „Village Vanguard Diner“ und bot eine sehr amerikanische Burger-Erfahrung mit reich belegten Burgern und Kartoffeln in einer sehr puren Form als Nebenspeise. Für Burger mit 4 dieser Kartoffeln und einem Getränk wurde ich zwar fast 2.000 Yen los, doch es lohnt sich auch. Für rund 13 Euro bekam ich Burger, die in echt genau so lecker aussahen wie auf der Speisekarte, sowie eine allgemein rustikale Burgererfahrung und eine angenehm jazzige Umgebung. Eine Bedienung hatte zudem Freude an meinem Ahsoka-Shirt. Allein dafür gibt es schonmal eine klare Empfehlung 😉

Anschließend ging es mal wieder durch den Inokashira Park, der mehr und mehr zu meinem liebsten Park in Reichweite wird. Der See, die vielen Bänke und tollen Wege machen diesen Park einfach zu einem tollen Ort zum Entspannen. Außerdem sind Bahnhof und Shoppingmöglichkeiten extrem nah.

Von dort ging es entsprechend zu meinem zweiten Ziel des Tages: Der deutschen Bäckerei Linde, über die ich bereits aus Zufall gestolpert bin, aber dennoch ausgelassen habe. Also ging ich diesmal meinem teutonischen Daddel-Alman nach und  besuchte die Bäckerei. Zunächst sah ich in der Mitte der Bäckerei zahlreiche Misch-Beutel mit verschiedenenen Backwaren für 1.000 Yen. Diese bestanden ans Brötchen, Bretzeln, Croissants und Broten und waren für mich dann doch ein bisschen zu viel.

Stattdessen holte ich mir dann doch an der Theke eine Brezel und zwei Brötchen für etwas über 500 Yen und war damit dann doch glücklicher. Insgesamt war die Backkunst wirklich nah an den deutschen Backwaren dran. Etwas weniger kross, aber ich weiß nicht ob das am eintüten lag oder ein Zugeständnis an die japanische Esskultur war, die ihre Backwaren weniger knackig bevorzugt. Als Deutscher dennoch schön, nach über einem Monat wieder deutsche Brotkunst zu erleben. Fehlte eigentlich nur ein bisschen Mett dazu.

Dienstag: Tokyo Tower und ein gediegener Park

Am Dienste holte ich endlich mal eine Sache nach: Dem Tokyo Tower einen würdigen Besuch abzustatten. Der Tokyo Tower ist ein bekannter roter Turm im Stile des Eiffelturms in Paris und zusammen mit dem neueren und höheren Tokyo Skytree eines der beiden prägenden Türme der Stadt.

Das Wetter war wieder etwas wärmer und lockte mit einem strahlend blauen Himmel auch wieder zu einigen Fotos. Zu lange blieb ich aber nicht beim Tokyo Tower. Es ist am Ende ein großer Turm und drumrum bieten sich jetzt auch nicht so viele Perspektiven. Nachblickend hätte ich vielleicht auch auf den Turm gehen können, da recht wenig los schien. Aber immerhin war ich in dem kleinen Einkaufszentrum im Turm, wo es sogar Anime-Merch gab. Aber auch reichlich Süßigkeiten, Souvenirs und einen Ninjaladen.

Ich wollte aber noch Richtung Küste. Unweit des Tokyo Towers habe ich nämlich einen ziemlich großen und gut bewerteten Hamarikyū-Park ausgemacht, der auf einer kleinen Insel zu sein schien, die ich mir zunächst als künstlich errichtet vorstellte.

Ob das der Fall ist, weiß ich jetzt nicht, aber zumindest ist diese „Insel“ (also getrennt durch kleine Kanäle) schon viel älter als ursprünglich gedacht. Der Park liegt nämlich dort, wo im 17. Jahrhundert ein Shogunpalast errichtet wurde – was auch die Abgetrenntheit vom Festland erklärt und zugleich, dass er trotzdem nicht wirkt, als sei er erst neuzeitlich erbaut. Zu finden sind dort nämlich einige wirklich unglaublich schöne Bäume und nicht minder schöne Seen.

Kleine Besonderheit: Die Seen werdem vom Meerwasser gespeist und haben damit auch Gezeiten. Durch Schleusen lässt sich das aber etwas steuern. Für mich auf jeden Fall die 300 Yen Eintritt wert gewesen. Zum Glück war der Mann am Eingang recht gut des Englischen mächtig. Weniger wegen mir, sondern wegen dem älteren Ehepaar, das vor mir Tickets kaufte. Die Frau sprach noch halbwegs klares Englisch, aber der Mann haute übelstes Schottisch raus, das für Japaner die reinste Hölle sein muss.

Von den historischen Gebäuden ist nicht mehr all zu viel nach. Große Feuer, Erdbeben und der 2. Weltkrieg sorgten dafür, dass dort keine Originalgebäude mehr stehen. Ein paar Nachbauten einzelner Gebäude gibt es aber dennoch. Hier landet außerdem auch der Tokyo Water Bus an. Das ist nicht wie in Hamburg ein Bus der schwimmen kann, sondern ein Linien-Fährbetrieb in relativ spacigem Look. Da muss ich auch mal sehen, dass ich ein paar Fotos bekomme, oder sogar selbst mit fahre.

Mittwoch: Nichts trotz geilem Wetter

Dass ich am Mittwoch eigentlich so gar nichts unternommen habe, lag unter anderem auch daran, dass ich etwas spät dran war für meinen Versuch Tickets fürs Ghibli-Museum zu ergattern. Stattdessen hieß es dann am Nachmittag: Warten bis ich in der Warteliste dran bin und nebenbei schön Sword Art Online schauen. So gab es diesmal nur Konbini-Essen zum Mittag. Dabei haben mich auch irgendwie diese kleinen Snack-Käse gereizt. Wie für Japan zu erwarten nicht die große Käse-Delikatesse. Geschmacklich war es angenehm gepfefferter Scheiblettenkäse. Gefiel mir dennoch.

Was mir nicht so gefiel: Ich war wieder zu spät dran gewesen. Ab 10 Uhr startete der Verkauf für die Juni-Tickets und ich bin erst gegen 13-14 Uhr auf die Seite gegangen, um gegen 15:30 Uhr zu erfahren, dass schon alles weg ist. Ärgerlich, aber jetzt auch nichts, an dem mein ganzer Japan-Spaß hängt. Ich liebe Ghibli-Filme, vergötter sie aber auch nicht übertrieben. Schön wärs trotzdem gewesen, weil das Museum etwas ganz besonderes sein soll.

Auch dass ich trotz Sonne und bis zu 25 Grad heute am Ende kaum unterwegs war, störte mich am Ende nicht wirklich. Manchmal muss man in der Arbeitswoche auch einfach mal die inneren Akkus Zuhause aufladen. Außerdem wartet ja ohnehin schon der große Reiseblock auf mich.  

Donnerstag: Erdbeben & Gewitter

Gegen 4:20 Uhr wurde ich unfreiwillig aus dem Schlaf gerissen. Grund dafür war ein kleines Erdbeben und es war nicht so unsanft, wie ich es mir vorgestellt hätte. Aber nachdem was ich online gelesen habe, hatte ich vielleicht auch den stärksten Rüttler verpasst. Als ich wach wurde, war es nur ein recht sanftes Wiegen des Bettes. Das Beben hatte sein Zentrum in Chiba, was mit zur Metropolregion Tokyo gehörte, hatte bei mir aber nicht einmal mehr den Wumms, leere PET-Flaschen umzuwerfen.

Auch wenn bei stärkeren Beben auch draußen Alarm angegangen wäre, habe ich mich danach entschieden, mal eine Erdbeben-Warnapp zu installieren – man weiß ja nie. Aber der Rest der Nacht war dann wieder angenehm ruhig.

Weniger ruhig wurde es dagegen am Nachmittag. Meine Futterpläne hatte ich spontan etwas verlagert, als überraschend ein bisschen mehr Regen auf Tokyo zusteuerte. Der Regen ging natürlich genau dann los, als ich kurz zum Lawson ging, um mir unter anderem Karaage-Kun zum späten Mittag zu holen. Dass ich mich gegen einen Ausflug an dem Tag entschied, erwies sich ebenfalls als gute Wahl. Aus dem Regen entwickelte sich nämlich doch ein amtliches Gewitter, durch das sogar in Tokyo mal mehrere Stunden einige Linien ausfielen, wie ich die deutsche Japanbubble auf Twitter bald schon erfuhr. Also alles richtig gemacht.

Später war ich nochmal auf den da schon wieder überraschend gut abgetrockneten Straßen unterwegs zum Abendessen und einen Abstecher zum Donki. Dort gönnte ich mir unter anderem Ghost Pepper-Chips, von denen ich zunächst dachte, dass die bestimmt eine überteuerte Werbe-Luftpumpe wären. Aber tatsächlich hatten die ordentlich Schärfe: So muss das!

Freitag:  

Mit eher kulturellen Freuden in den kommenden Tagen, habe ich mich heute nochmal für ein städtischeres Erlebnis entschieden. In meiner mittlerweile doch schon längeren Zeit in Tokyo war ich zwar schon beim Meiji-Schrein, aber noch nicht in Harajuku, was quasi die selbe Station ist. Zeit meinen inneren Fashion-Daddel rauszuholen.

Mit der Bahn ging es dann auch gewohntermaßen die selbe U-Bahnstrecke, die ich bislang nach Shibuya genommen habe, nur um eine Station verkürzt. Der Weg aus der Station zum Ausgang ist aber doch ziemlich lange, weil es einen auf halber Strecke auch noch ein gutes Stück über einen anderen Bahnsteig führt.

Der Freitag und die nicht zu späte Uhrzeit war aber offenbar eine gute Entscheidung. Die bekannte Takeshita Street war natürlich rappelvoll, aber nicht so wie ich es schon in anderen Videos gesehen habe. Man konnte sich noch selbstständig bewegen und war nicht dazu verdammt, sich im Tempo des Stromes durch ein Menschenmeer treiben zu lassen.

Für mich selbst ist die Straße natürlich nichts, auch wenn zumindest eine süße Leckereien verführend sind. Dennoch ist die Subkultur, auch wenn sie mittlerweile eher Tourismus als wirklich Szene ist, ganz interessant. Überrascht war ich, dass es auch hier eine Ecke, ähnlich wie in Shinjuku gab, wo einen gleich eine ganze Gruppe von Nigerianer in wohl eher zwielichtige Clubs locken wollen. Überrascht mich immer wieder, dass die mit ihrer Aufdringlichkeit aber offenbar trotzdem genug Erfolg haben. Meidet das bloß, wenn ihr angequatscht werdet – das sind ziemlich üble Maschen, mit denen sie einen das Geld aus den Taschen ziehen wollen.

Rückweg über Shibuya

Da es ohnehin in der Nähe war, wollte ich über Shibuya zurückgehen. Einige Straßen von der Takeshita Street entfernt erinnerte mich das Viertel plötzlich etwas an die Schanze in Hamburg. Auf der einen Seite waren da noch immer viele trendige Modegeschäfte, auf der anderen Seite wirkten die Straßen aber ein bisschen heruntergekommen. Es hatte schon einen gewissen kaputten Charme.

Langsam kam ich dann aber in Shibuya an, wo ich eigentlich ein paar Nudeln schlürfen wollte. Das musste ich allerdings auf den Abend vertagen, weil die Schlangen mir dann doch etwas zu lang waren. Stattdessen ging es zu Toriki Burger, die auf Burger mit Hühnerfleisch spezialisiert sind. Der Burger war lecker, die Fritten bislang meine enttäuschendsten in Japan, aber der Laden war zumindest leer genug.

Da meine Verabredung zur Videotelefonie in die Heimat noch ein bisschen Puffer hatte ging ich die Stunde von Shibuya zu Fuß – ich brauchte sowieso mal wieder einen bewegungsreicheren Tag. Am Abend ging es dann nochmal nach Nakano für meine Nudeln. Manchmal echt ganz gut, die nicht ganz so überlaufenen Viertel zu besuchen – andererseits war es auch eine etwas spätere Uhrzeit als in Shibuya.

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