Tag 31: Fuji Q Highland

Tag 31: Fuji Q Highland

Urlaub ist, wenn man an freien Tagen früher aufsteht als an Arbeitstagen. Wobei 6 Uhr jetzt ja auch nich zuuu früh ist. Nur stehe ich sonst an Feiertagen erst gegen 11 Uhr auf.

Aber egal, der 1. Mai wollte genutzt werden. Feiertage die man selbst hat, nicht aber die Japaner muss man einfach nutzen für sonst überlaufene Ziele. Wobei diese Woche in Japan die Golden Week ist – mehrere aufeinanderfolgende Feiertage, die in Japan die betriebsamste Urlaubszeit ist. So ein wenig wie bei uns Pfingsten in größer. Die Urlaubstage beginnen zwar erst Mittwoch, aber wer weiß, ob sich nicht einige Japaner dann doch taktische Urlaubstage nehmen.

Ich entschied mich für einen Besuch im Fuji Q Highland – einem Vergnügungspark am Fuß des Fujisan, der über viele sehr heftige Achterbahnen verfügt. Ich war am überlegen den Besuch in eine Nutzung des Tokyo Widepass zu packen, aber da das Wetter recht gut sein sollte, wollte ich was für meinen Coaster Count tun und die Chance auf einen sichtbaren Fuji lockte mich ebenso.

Böse Highway-Busse

Ich ließ mir noch etwas Zeit. Für mich wat es nicht wichtig schon vor Öffnung anzustehen. Die Wahl war schon tags zuvor auf den Highway-Bus gefallen. Dieser ist nicht nur günstiger, sondern auch schneller als die Schiene. Gegen 9:35 da zu sein reichte mir da auch aus.

Ich fuhr extra so los, dass ich einen kleinen Puffer hatte, um das Busterminal in Shinjuku zu finden. Das fand ich so zwar auch rechtzeitig, doch als ich zum Bus wollte merkte ich meinen Fehler:

Auch wenn Google Maps mir die Verbindung mit IC Kartenpreis anzeigte, konnte ich da nicht so einfach mit meiner IC-Karte rein. Die Plätze waren begrenz und aus gebucht – auch für die folgenden, überraschend häufig fahrenden Busse. Nach 9 Uhr wollte ich dann außerdem nicht erst losfahren.

Ich befragte das heilige Google Maps nach günstigen Verbindungen ohne Bus und bekam sogar was preislich und zeitlich passendes mit einigen Umstiegen. Unter anderem beim Takao, dessen Gipfel ich bereits bestiegen hatte.

Nur merkte ich auch hier etwas zu spät, dass die letzte Verbindung erneut ein Bus war – obwohl ich die eigentlich ausgeschlossen hatte. Ein Versuch wars dennoch wert. Doch wie befürchtet: die Bushaltestelle hatte kein Ticketterminal und der Bus war natürlich schon restlos besetzt. Vielleicht waren doch schon einige in ihre Golden Week gestartet.

So wirklich schlimm war der vergebliche Zwischenstop auch nicht. Die kleine Stadt Uenohara, wo ich umsteigen sollte, hatte auch was schönes und zur Autobahn an der die Station war, musste ich ein paar Minütchen von der Bahnstation gehen, inklusive einiger Höhenmeter und natürlich meinen geliebten Treppen.

Hauptsache ankommen

Für diese Reise hatte es sich dann ausgegoogelt. Zumindest die App Navitime kannte aber offenbar eine ziemlich preiswerte und regelmäßige Verbindung, die Google nicht kannte. Diese führte mich zur Stadt Otsuki, wo die lokale Fujikyu-Line Richtung Fuji fuhr. Von Länge und Stationen war sie ähnlich der lokalen Linie auf Izu, aber auch entsprechend langsam unterwegs.

Das wäre noch etwas erträglicher gewesen, wenn die Linie nicht so verdammt voll gewesen wäre. An der einstündigen Fahrt war an einen Sitzplatz leider nicht zu denken und es wurde bis kurz vor Ende der Fahrt eher voller als leerer. Irgendwann konnte man hier und da einen Blick auf den Fuji erhaschen. Da ich stehend etwas groß war für die Fenster, beschränkte sich das für mich jedoch nur auf die offenen Türen bei Zwischenstopps. 

Blick aus den Fenstern einer Bahn, wo man eine bergige Landschaft sieht.
Die vorletzte Bahn der REise war noch angenehm leer, sodass man den Blick auf die Berge genießen konnte. Das sollte sich aber bald ändern.

Etwas amüsant nahm ich einen Herren mittleren Alters wahr, der eine offenbar ihm fremde Familie erzählte, was man alles besuchen muss und was alles das tollste ist. Keine Ahnung ob Amerikaner oder Australier – die coole sehr lässige Art zu reden ließ mich Australien vermuten. Sein eigener Sohn neben ihm wirkte dagegen vergleichsweise lustlos. Vielleicht war es ihm auch schon etwas unangenehm, wie Daddy fremden Leuten die ganze Zeit Bilder zeigte und den Experten zum besten gab, der die ultimativen Erlebnisse kennt.

Zuerst fuhr der Zug quasi am Fuji Q Highland vorbei zur Fuji-Station. Dort machte sie dann allerdings kehrt, um die Fuji-Q-Station anzufahren – die wirklich nur wenige Meter vor dem bahnseitigen Parkeingang liegt. Man läuft quasi vom Scanner für die Bahntickets direkt zur Ticketbude für den Park. Den kann man zwar auch umsonst besuchen und einzeln für die Rides zahlen, aber ich nahm mir den One Day-Pass, mit dem ich alles nach Herzenslust fahren darf. Dafür war dann noch ein Gesichtsscan nötig, der mir später Zugang zu den Attraktionen verschaffen soll. Dann war ich endlich im Park angekommen. 

Fuji Q Highland

Es war kurz vor 12, ich bin also über zwei Stunden später als geplant angelangt. Dafür war ich aber vermutlich wieder um Erfahrungen reicher, die mir sonst entgangen wären. Auch wenn gleich schon beim Eingang die ersten Achterbahnen zu sehen waren, wollte ich mir den Park erst einmal anschauen.

Wirklich schön war er nicht gestaltet, aber das wusste ich bereits im Vorfeld. Weitgehend keine Thematisierung und ein schmuckloser Boden der vielerorts auch ziemlich große Risse hatte. Aber wer braucht schon künstliches Ambiente, wenn bei gutem Wetter die Sicht auf den Fujisan lockt? Ich hatte zum Glück relativ gutes Wetter und nur ein paar Wölkchen verdeckten zum Mittag die Spitze des heiligen Berges. Ich ging trotzdem zu einem Beobachtungspunkt auf einem Hügel im Park, um besten Blick auf den Fujisan zu bekommen – nagut, nicht den Besten – den sollte es später bei den Achterbahnen geben. Von denen erzähle ich euch in chronologischer Reihenfolge.

Falls ihr Do-Dodonpa vermisst: Die Achterbahn mit der schnellsten Beschleunigung der Welt wurde 2021 wegen Fällen von Knochenbrüchen geschlossen. Bislang wurde sie noch nicht wieder eröffnet und ich könnte mir vorstellen, dass sie nach der langen Zeit höchstens in ihrer ursprünglichen, etwas milderen Variante wieder zurückkommt – wenn überhaupt.

Fujiyama – King of Coasters

Die erste Fahrt des Tages sollte dem alten Hyper Coaster des Parks gelten. Fujiyama trägt nicht ohne Zufall den Namen des nahen Berges und auch der Beiname „King of Coasters“ hat er nicht ohne Grund. 79 Meter am höchsten Punkt, einen ersten Drop von 70 Metern und einen Topspeed von 130 macht die Achterbahn zu einem gewaltigen Oschi. Wäre ich nicht bereits in Tokyo den Thunder Dolphin gefahren, wäre es mein erster Hyper Coaster überhaupt. Als Fujiyama 1996 eröffnet wurde, war sie die damals höchste Achterbahn mit dem tiefsten Drop. Mittlerweile wurden beide Rekorde längst gebrochen.

Die Anstehzeit ging für diesen Tag richtig. Unter 60 Minuten war noch vertretbar und ich hatte sogar das große Glück gerade so nicht mehr in die Gruppe vor mir zu dürfen. Das bedeutete für mich wegen fester Platzzuordnung: Eine Fahrt in der ersten Reihe – nach dem Pech mit der Anreise nun also gleich das große Achterbahn-Los gezogen. Wie in allen Achterbahnen und einen Großteil anderer Fahrgeschäfte müssen hier übrigens sämtliche Sachen (auch Uhren, Schlüssel, Portmonee und Co) in einem Spind verschlossen werden).

Der 79 Meter hohe Lifthügel der Achterbahn Fujiyama bei bewölktem Wetter.
Vor der Fahrt war es noch ein bisschen bewölkt. Aber der Anblick des Lifthügels machte bereits Lust.

Schon der Lifthügel war eine riesige Freude. Während man hochgezogen wird muss man den Kopf nur ganz leicht nach links drehen und man hat den wunderschönen Fujisan vor Augen. Und nach der Wartezeit hatte ich auch noch das Glück, dass die Wolken sich fast komplett von der Spitze verzogen haben und ich ihn in voller Pracht genießen durfte – während der Sturz in die Tiefe ratternd näher rückte.

Der erste Drop haut natürlich schön rein, ehe es in eine große, sehr langsame Kurve in Blickrichtung des Fuji geht, bevor die Fahrt über mehrere Hügel und Steilkurven weitergeht. Die Hügel bremsen den Zug vielleicht etwas unzeitgemäß stark ab, aber ich mag auch ein ruhigeres Pacing. Mit seinen über 2.000 Metern Streckenlänge gehört die Achterbahn außerdem auch zu den längsten der Welt und ihr werdet für das Anstehen mit einer ziemlich langen Fahrt belohnt.

Man merkt der Bahn allerdings auch sonst das Alter in den etwas ruckeligeren Kurven an. Wenn ich das mit den neueren B&M-Rides im Heide Park oder den großen Achterbahnen des Phantasialand vergleiche, ist hier ordentlich Old School-Gerüttel dabei. Das betrifft vor allem den Schlussteil mit etwas schnelleren Steilkurven, die einen ständig hin und her reißen. Bei solchen alten Rides ist das aber zugleich auch Nostalgie. Auch die alte Looping-Bahn im Heide Park macht Spaß, obwohl das Layout etwas starr und die Fahrt dafür etwas holprig ist. Auch die Schlussbremse in einer kleinen Abfahrt zur Station ruckt nochmal ganz schön. Ein großartiger erster Ride – ohne Überschläge aber mit viel Speed, einem unfassbaren Ausblick und Retrovibes.

Blick auf den wolkenfreien Fujisan vom Vergnügungspark Fuji Q aus.
Nach der Fahrt endllich nicht mehr von Wolken verdeckt. Der Fujisan in all seiner Pracht!

Eejanaika – das verdorbene Gerät der 4. Dimension

Verzeiht mir den Dirty Talk an dieser Stelle, aber für mich stand schon vor der Fahrt fest, dass Eejanaika einfach nur ein verdorbenes Gerät ist – eine Achterbahn, die nach belieben mit dir und deiner Orientierung spielt. Das war die einzige Achterbahn des Parks, bei der ich vorweg gedacht habe „Na, ob ich dafür schon bereit bin?“. Aber einmal im Park und von außen beobachtet will man dieses einzigartige Erlebnis dann auch nicht verpassen.

Bis dahin sollte aber einige Zeit vergehen. Ich hatte schon die andere Achterbahn vorerst übersprungen, weil 90 Minuten Wartezeit angezeigt waren – und das war leider auch bei Eejanaika nicht anders. Ich entschied mich aber erst einmal für diese äußerst besondere Achterbahn. Eine sogenannte 4D-Achterbahn gibt es in Deutschland überhaupt nicht und viele Exemplare verlaufen trotz ihrem Namen eher auf einer zweidimensionalen Strecken ohne Kurven im eigentlichen Sinn. Ganz anders Eejanaika, die das 4D-Prinzip auf das Layout einer brutalen Stahlachterbahn bringt und mit 14 Inversionen – also Kopfüber-Momenten – zu den weltweiten Rekordhaltern dieser Kategorie zählt.

Ein Stück der Achterbahn Eejanaika vom Wartebereich aus.
Viel von der Bahn konnte man in der Warteschlange leider nicht sehen. Immerhin rauschte alle paar Minuten mal der Wagen vorbei.

Aber erst einmal war Anstehen angesagt. Anstehen in einer total langweiligen Schlange, die dem selben Zickzack + Treppe/Rampe nach oben-Prinzip folgt, wie die anderen großen Achterbahnen des Parks. Auch wie bei den anderen Bahnen kann man aus der Warteschlange leider nur einen sehr mickrigen Teil der Bahn sehen. Hier ist selbst der Heide Park Soltau um Welten voraus was das Queue-Design angeht. Für mich war es aber ohnehin die mit Abstand längste Zeit, die ich für eine Achterbahn angestanden habe. Diesmal mussten übrigens nicht nur das Gepäck, sondern auch die Schuhe verstaut werden – weil die Bahn keinen Boden hat und man ordentlich rumgeschleudert wird. Außerdem ist die Sicherheitseinweisung etwas länger und wird mit einer Art Anfeuerungs-Gesang nochmal als Gruppe wiederholt – als Ausländer natürlich keine Chance, mehr als die Choreographie mitzumachen.

Auch wird man hier deutlich stärker gesichert als in jeder anderen Achterbahn die ich kenne. Drei Gurte und ein Schulterbügel, der einen sehr fest in Position hält und auch nicht wirklich bequem dabei ist. Zugegeben ist das auch eine Achterbahn in der man erst keine Chance zur falschen Position haben darf. Ich bin diesmal in der hintersten Reihe, was aber nicht ganz so falsch ist. Denn die Sitze zeigen hier – zunächst – nach hinten.

Eejanaika – die Fahrt

Entsprechend geht es erstmal Rückwärts den Lift nach oben. Kurz vor dem Lift kippt es einen nochmal kurz in die Liegeposition. Die Sitze der Bahn sind nämlich nicht fest ausgerichtet, sondern lassen ein Rollen der Sitze nach vorne oder hinten zu. Die Bahn hat entsprechend zwei Schienen. Eine ist die Führung für die eigentliche Achterbahn, die andere steuert das rollen der Sitze zu festen Punkten der Strecke.

Es ist schon ein etwas komisches Gefühl Rückwärts einen Lifthügel hochzufahren ohne zu sehen, was einem danach erwartet. Vor allem wenn die Achterbahn 76 Meter hoch ist und eine Spitzengeschwindigkeit von 126 Stundenkilometer erreicht. Damit sind wir nämlich auch schon bei den Hyper Coastern angekommen und nah an Fujiyama dran. Der letzte Moment den ich noch bewusst beschreiben kann, ist in angedeuteter erster Drop rückwärts, der wieder hochgeht, sich der Sitz so kippt, dass man nach unten blickend hängt und es dann runter in die Tiefe geht. Da der Sitz sich dabei dreht, hatte ich es eher als Dive Drop in Erinnerung (eine Figur, bei dem die Bahn in einem halben Looping runterfährt), obwohl es eigentlich „nur“ ein normaler Drop war.

Danach könnte ich aus der Erinnerung nicht erzählen was passierte. Das Layout der Bahn selbst hat schließlich keine 14 Überschläge. Diese kommen meist durch die Überschläge der Sitze, welche einen die Orientierung erschweren. Nach dem ersten Adrenalinkick ist die Bahn aber einfach eine Freude, die einen immer wieder auflachen lässt. Es war sicherlich die verrückteste Achterbahn, mit der ich je gefahren bin und trotz kürzerer Fahrt als beim Fujiyama die Wartezeit eindeutig wert.

Bei der Schlussbremse angekommen, genoss ich meine Position nochmal so richtig. Wir saßen wieder rückwärts und zumindest ich hatte wieder einen perfekten Blick auf den Fuji, ohne dass eine Sitzreihe vor meinen Augen war. Offenbar wieder die perfekte Reihe erwischt. Eejanaika mag ein verdorbenes Gerät sein, aber am Ende auch ein verdammt schönes. Da ich selbst kein annähernd beschreibendes Bildmaterial habe, gibt es hier ein YouTube-Video der Fahrt. Aber Achtung: Auch die nächste Achterbahn wird da bereits gezeigt. Stoppt also gegebenenfalls dazwischen:

Takabisha – Abschuss und 121 Grad-Drop

Die dritte und letzte große Bahn im Bunde war für mich erneut ein Novum. Takabisha war die erste Fahrt in einer Achterbahn des Typs Euro-Fighter, die mit recht kleinen Wagen von 2 Reihen a 4 Personen operiert. Gerade für die sehr langsamen Abfertigungen des Parks eine Herausforderung, aber zum Glück geht es hier etwas fixer pro Wagen, als in den anderen Bahnen, sodass in der Regel zeitgleich zwei Wagen unterwegs sind – was aber auch andere Gründe hat. Auch wenn noch immer 90 Minuten angezeigt wurden, war die Schlange diesmal deutlich kleiner und die tatsächliche Wartezeit eher bei einer Stunde. Genau richtig, um die Fahrt noch bei Tageslicht zu erleben. Hier erwischte ich wieder die erste Reihe, was aber bei nur zwei Reihen nicht schwer ist.

Die Bahn startete mit einem kleinen Darkride-Part, wo es in der Dunkelheit kleine Drops und sogar eine Hearline-Roll gibt, ehe man mit dem Tageslicht am Ende eines Tunnels per Elektromagneten auf die Topspeed von gut 100 km/h beschleunigt wird. Also ein Abschuss aus langsamer Fahrt heraus ähnlich wie bei F.L.Y im Phantasialand. Dann geht es mit dem kleinen Wagen durch die ersten Inversionen, besonders dabei die Banana-Roll, ein Streckenelement, dass es bislang nur in 5 Achterbahnen gibt. Wenige Hügel später wird der Wagen aber schon von einer Bremse gestoppt. Diese führt einem allerdings zu einem Kettenlift, der senkrecht 90 Grad nach oben geht.

Oben geht es dann quälend langsam in einen 121 Grad-Drop, also einen Fall bei dem die strecke sogar leicht überkopf geht. Bis 2019 war es der steilste Drop der Welt, bis eine andere Achterbahn einen lächerlichen halben Grad draufgepackt hat. Vor dem Drop übrigens wieder ein großartiger Blick auf den wolkenlosen Fuji.

Von dort ging es auf den letzten Teil der Strecke mit drei weiteren Inversionen, ehe es zurück in die Station von Tabashika geht. Die Achterbahn lohnte sich allein schon wegen ihrer Abwechslung. Dark-Ride Abschuss, Banana-Roll und Kettenlift zum 121-Grad-Drop – hier bekommt das Achterbahn-Herz ein gefühltes Best-Off geboten. Durch den Kettenlief mittendrin ließ sich zudem auch die Fahrzeit echt sehen.

Honorable Mention: Evangelion THE FLIGHT

Zwischen den Achterbahnen bemerkte ich zum Glück einen Flugsimulator im Fuji-Q dessen zwei Programme an verschiedenen Hälften des Tages stattfinden. Gerade rechtzeitig hatte ich bemerkt, dass das Programm zum Anime Neon Genesis Evangelion nur bis 15 Uhr läuft und danach quasi der normale Sightseeing-Flug durch die Landschaft des Fuji.

Für mich war aber natürlich das Anime-Erlebnis wichtiger. Natürlich war jetzt kein großes Vorprogramm wie im DisneySea vorhanden, dafür war es aber ein erstaunlich langer Film, bei dem entsprechend des Animes ein „Engel“ bekämpft wird. Wir selbst sind dabei in einem Begleitflugzeug, welches den Kampf nur als außenstehender wahrnimmt, aber unfreiwillig mehr durchs geschehen gewirbelt wird als beabsichtigt.

Die Simulation ist überraschend gut produziert, etwas mehr an einem 3D-Erlebnis als dem Anime dran und mit einigen kleinen Spezialeffekten ausgestattet. Beim Kampf knallt es natürlich an allen Ecken und Enden und wir sind ständig irgendwo in der Action, während links und rechts die gegen den Engel kämpfenden Evangelions wie Spielzeug durch die Gegend geschmissen werden.

Von der Art der Kameraführung dachte ich mir sofort: Das wäre auch perfekt für einen „Attack on Titan“-Ride. Universal Studios Japan, die ich auch noch besuchen möchte hatte zwischenzeitlich einen solchen Ride, leider aktuell aber nicht mehr – Nach dem Evangelion-Ride hätte ich zu gerne auch den mitgenommen. Dadurch, dass es effektiv nur ein Kampf war, brauchte es zudem auch keine Untertitel, um das Erlebnis zu genießen.

Ein Monitor zeigt das NERV-Logo aus dem Anime Neon Genesis Evangelion.
Als Fan des Animes lässt das Logo von NERV das Herz bereits höher schlagen.

Wenn nur der Achterbahnbetrieb flotter wäre

Ich habe schon im Vorfeld einiges über den Park gesehen und gelesen. Wirklich überrascht hat mich der Park daher eher wenig. Ich wusste, dass der Park selbst nicht der schönste ist – auch wenn sich in gebrandeten Bereichen schon ein anderes Bild abzeichnete. Es dürfte der erste Park sein, in dem der Kinderbereich „Thomas Land“ (nach der Lokomotive) der am liebevollsten gestaltete Teil des Parks ist. Aber auch der Naruto-Bereich weiß mit zahlreichen Figuren und gefälliger Thematisierung zu begeistern – ist aber insgesamt etwas kleiner.

Auch vom Achterbahnbetrieb wusste ich im Vorfeld. Von daher glaube ich nicht einmal, große Auswirkungen der noch nicht ganz begonnenen Golden Week gespürt zu haben. Wartezeiten von einer Stunde sollen auch sonst für Wochentage normal sein. Und es verwundert wirklich nicht. Ähnliche Attraktionen hätten in Deutschland vermutlich annähernd den doppelten Durchsatz und dabei sogar vielleicht weniger Personal am Start. Sperrige Schließfachsysteme nach der Zugeinteilung, lange Sicherheitseinführungen und sehr übermäßige Kontrolle des Personals lassen einen zwar sicher fühlen, verlangsamen den Betrieb aber unnötig. Auch ist das Personal hier weniger auf die Freundlichkeit eines Disney-Parks trainiert – aber dafür auch weniger aufdringlich. Mit schnellerer Abfertigung könnte der Park trotz mangelnder Dekoration ein richtiger Top-Park sein. So ist es eher ein unterdurchschnittlicher Park mit Mega-Highlights.

Es wirkt außerdem als fehle dem Park ein Konzept. Er will alles sein. Megaachterbahnen, Anime-Branding, Kinderland, bekannte Fast Food-Ketten und überall kleine Einzelunterhalter mit akrobatischen Einlagen. Es wirkt aber nicht aus einem Guss, sondern wie viele Versatzstücke, die nicht aufeinander abgestimmt sind. Das zeigt sich auch in der nächtlichen Beleuchtung. Einige Attraktionen sind toll beleuchtet, andere dafür gar nicht. Auch wann welche Attraktion schließt und wieso ist ein bisschen Rätselraten.

Abschied vom Fuji-Q

Als es um 19 Uhr dunkel war, kam langsam auch die Zeit des Abschieds näher. Diesmal wollte ich von vorn herein ganz auf die Bahnen setzen und eine ähnlich gute Verbindung danach hätte es erst 1 ½ Stunden später gegeben.

Der Rückweg war zumindest deutlich komfortabler. Auf allen Zügen hatte ich einen sicheren Sitzplatz und ich fand sogar heraus, dass die letzte Bahn mich sogar nicht erst nach Shinjuku bringen musste, sondern ich auch ein paar Stationen vorher raus konnte, um per U-Bahn zu einer etwas näheren Station zu kommen, von der es keine 30 Minuten zu Fuß zurück sind. Da es dort auch einen Sukiya gab, stand für mich auch Gyudon zum Abendessen fest. Zuerst musste ich aber noch etwas reisen, was trotzdem fast schon etwas langweiliger war, da man im Dunkeln nicht viel von der Landschaft sah. Aber immerhin konnte ich diesen Artikel schon anfangen – auf dem Smartphone nicht sehr komfortabel. Ungefähr 23 Uhr war ich endlich wieder Zuhause, dafür aber bereits satt.

Auch wenn ich die meiste Zeit des Tages mit Hin- und Rückfahrt verbracht habe, war es doch ein sehr schöner 1. Mai. Ich habe zwar nicht ganz so viele Fahrten Im Park geschafft, wie ich wollte, aber wichtig waren für mich auch einfach diese drei krassen Achterbahnen, die einfach herrliche Thrill-Monster waren. Für jemanden, der noch nicht in so vielen verschiedenen Parks war auf jeden Fall drei sehr große Kreuze auf der Bucket List.

Den Park empfehle ich euch aber nur, wenn ihr entweder auf Achterbahnen aus seid oder ohnehin länger in der Gegend bleibt. Immerhin könnt ihr den Park sogar ohne Eintritt besuchen, müsst dann aber einzeln für Attraktionen zahlen. Dann lohnen sich auch die wenig gut thematisierten Bereiche wieder für ein paar schöne Fotos.

Ein Zug dessen Lackierung Werbung für Thomas die Lokomotive macht.
Nicht mein Zug gewesen: Aber man merkt, dass sich das Thomas-Branding entlang der ganzen Fuji-Bahnlinie zieht.

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