
Tag 21: Izu Teil 1 – Omurayama und Ankunft in Ito
Airbnb sei Dank ist Tokyo aktuell mein Zuhause. Dort fühlte ich mich nach 20 erlebnisreichen Tagen auch schon richtig vertraut. Gut, es gab bereits auch einige Ausflüge aus der Metropole hinaus (Takaosan oder Enoshima), aber am Ende wartete immer das bekannte Zuhause.
Endlich war es also so weit. Einmal aus der Routine auszubrechen und sich noch etwas weiter aus der schillernden Großstadt hinaus bewegen. Das Ziel: Die Izu-Halbinsel, gute zwei bis drei Stunden von Tokyo entfernt. Erneut wurde es eine nicht unbedingt ganz einfache, dafür aber sehr spannende Reise mit einem etwas späteren Check-in als ursprünglich gedacht.
Endlich mal Shinkansen fahren
Der Wecker klingelte um 7 Uhr, viel mehr habe ich für meine meine Abfahrt nicht voraus geplant. Sofort ging es unter die Dusche, damit die Haare noch ein bisschen Zeit bekommen zu trocknen. Die Zeit nutzte ich, um den Rucksack zu packen. Es ist ein echt cooler Luxus, bei dieser Reise während der Reise nur für 2 Nächte einpacken zu müssen. Nicht zuletzt wegen dem Laptop und allerlei anderer Technik wurde dieser aber erschreckend prall gefüllt. Ich glaube nicht, dass ich damit bei allen Airlines innerhalb der Handgepäck-Grenzen geblieben wäre.
Aber ich wollte ja auch nicht fliegen, sondern mit dem Zug fahren. Gegen halb zehn ging es dann endlich los. Ich schaute mir mit Google Maps die Verbindung raus und auf ging die Fahrt. Ausnahmsweise ging es mal “faul” mit der Bahn nach Shinjuku, wo ich auf die Yamanote-Kreislinie wechselte, um mit dieser nach Shinagawa zu fahren. Dort sollte der („langsamste) Shinkansen auf mich warten. Ich prüfte unterwegs auch noch mit einer anderen App die Fahrkosten und kam zum Schluss: Tut sich preislich nicht viel zu lokalen Zügen – was sich später als etwas falsch herausstellen sollte. Allerdings lag das an der etwas wirren Aufschlüsselung des Fahrpreises. Gedanklich war ich aber ohnehin schon mehr beim Ekiben – dazu aber später mehr.
Erster Versuch am Ticket Gate: Gewohnt ging ich mit dem Portemonaie über den Scanner. Für die Fahrt habe ich Extra noch einmal ordentlich Geld auf meine Suica-Karte geladen. Rotes Licht, abgelehnt. Man braucht dafür eine spezielle Express IC-Karte, die ich natürlich nicht hatte.
Zweiter Versuch: Die Automaten hatten zwar zum Glück englische Sprache, waren aber dennoch nicht unbedingt intuitiv. Am Ende bekam ich aber mein Shinkansen-Ticket bis Atami. Ab durchs Ticket Gate…. Rotes Licht. Man braucht sowohl ein Basisticket, als auch ein Express-Ticket für den Zug.
Dritter Versuch: Die Automaten waren diesmal nicht hilfreich. Für das Expressticket brauchte ich irgendwelche anderen Karten oder einen Onlinecode, den ich nicht hatte. Also dann doch zum Ticketschalter wo es nach einigem Anstehen dann zumindest sehr unkompliziert das Express-Ticket gab – das ungefähr nochmal genau so viel wie das Basisticket kostete. Zusammen machte es dann doch stolze 3.740 Yen für die kurze Strecke nach Atami.


Meinen ursprünglich gedachten Zug habe ich natürlich überdeutlich verpasst, dafür hatte ich aber noch genug Zeit für den nächsten Zug. Ich schaute mich nach einem Bahnhofsshop für Ekiben um und wurde natürlich fündig. Ekiben sind Bento-Lunchboxen, die gerne für weitere Bahnfahrten gekauft werden. Der Name setzt sich aus Eki (Bahnhof) und dem “Bento”, der japanischen Lunchbox, zusammen. Eine weite Strecke war es zwar nicht, aber wenn ich schon Shinkansen fahre, dann mit allem drum und dran. Und ein Ekiben gehört einfach dazu! Als ich einmal im Zug war, war die Fahrt ein Genuss und ich hatte einen guten Blick auf die Berge. Ein Stück vom Fujisan konnte ich dabei auch wieder erhaschen. Ich war glücklich.
In Atami konnte ich mir eine gute halbe Stunde die Zeit vertreiben. Nicht genug, um groß etwas zu unternehmen, aber zumindest gab es dort eine interessante Einkaufspassage, die zwar deutlich abwärts ging, aber wegen Atamis geographischer Lage dennoch ebenerdig wieder rauskam. Auch die vor dem Bahnhof ausgestellte kleine Hettsui-Lok hatte ihren Charme.


Das nächste Ticketproblem
Meine Aussage, dass ich gar keine große Reisevorbereitung hatte, stimmt nicht ganz. Ich hatte schon in Deutschland gut recherchiert und wusste auch, dass es für die Izukyu-Line für meinen Zielort Ito und den südlicheren Stationen ein Sparticket gab, mit dem ich 1, 2 oder 3 Tage beliebig oft auf dieser Strecke fahren darf. Ich buchte am Abend zuvor über Klook das 3-Tages-Ticket und freute mich auf das unkomplizierte Abholen – Welch Narr ich doch mal wieder war.
Zunächst ging es aber noch von Atami nach Ito. Ich hatte dabei das Glück, dass mein Zug der Resort 21-Zug war, der auf der Meerseite seitliche Bänke zu den großen Panoramafenstern hatte. Ich genoss so schon erste tolle Ausblicke auf die Ufergegenden der Halbinsel, beziehungsweise ihre großen Buchten. Die Fahrt war mit 330 Yen außerdem überraschend günstig.

In Ito wollte ich dann meinen QR-Code in ein Ticket umtauschen, schließlich begann hier ja auch der Gültigkeitsbereich. Erst war ich am Schalter: Ein freundlicher Japaner, allerdings ohne wirkliche Englischkenntnisse, konnte mir leider nicht helfen, da dieser Ticketschalter nicht zuständig ist.
Ab zur Touristeninformation: Da sah es zunächst gut aus. Die Frau wusste was ich wollte und begann auch schon ein Ticket klar zu machen… dass ich dort allerdings nur kaufen kann. Für den Code müsse ich zu einem Ticketschalter. Also nochmal zum Ticketschalter, wo ich nach etwas Übersetzungschaos auch den Grund erfuhr. Ich musste zu einem Izukyu-Schalter, den es aber erst in der Station Izu-Kogen gibt. Die Fahrt dorthin kostet aber allein schon 600 Yen – da hätte ich doch besser nicht vorbestellt und mir das Ticket bei der Touristeninformation geholt. Aber was solls. Ich wollte eh schauen, dass ich den Vulkan Omuroyama am Tag mit dem besten Wetter besteige. Von Izu-Kogen komme ich da gut hin.
Im Zug fällt mir auf, dass der Weg von einer früheren Station zum Omuroyama praktisch genau so lang ist wie von Izu-Kogen. Da könnte ich ja auf dem Hinweg von dort losstiefeln und gegebenenfalls auf dem Rückweg zu einem Bus greifen. Damit sollte der Spaß so richtig beginnen.
Bergsteigen mit prallem Rucksack
Futo war eine ganz kleine Bahnstation nahe der Küste. Sie hatte je ein IC-Termin für Ein- und Ausgang in der einzigen Tür zu den Bahnsteigen. Und sie war verdammt niedrig gelegen. Dummerweise lag der Zugang zum Omuroyama dagegen ziemlich weit oben.
Das merkte ich bereits wenige Meter nach der Station, als ich gleich von Google Maps die erste und bei weitem nicht letzte brutale Steigung hochgejagt wurde. Es waren zunächst kleine Straßen, die sich entsprechend mehr dem Gelände anpassten als umgekehrt. Allerdings möchte ich bei so steilen Straßen auch nicht unbedingt dort Autofahrer sein. Mein Problem: Ich hatte noch immer meinen gnadenlos schweren Rucksack auf dem Rücken und es war mit etwas über 20 Grad kein kühler Tag. Trotzdem merkte ich sofort, dass ich in einer anderen Welt gelandet bin. Überall dichte Natur und kurz nachdem ich aus der Bahnstation war, kreuzte sogar eine kleine Echse meinen Weg.
Ebenfalls wurde ich relativ zu Beginn meiner Wanderschaft freundlich von einem Mann begrüßt, der die Straßen entlang der steilen Straßen vom kaum vorhandenen Müll befreite. Was mich außerdem überraschte: An vielen Ecken sah ich Citrusbäume (Japanische Yuzu-Zitrone), deren Früchte schon ziemlich reif wirkten.


Ich war überfroh, dass mein Rucksack speziell zum Wandern gemacht ist. Das Gewicht verteilte sich gut und ich hatte nicht das Gefühl am Rücken über alle Maßen zu schwitzen. Das änderte aber nichts daran, dass ich nach kurzer Zeit insgesamt schon gut durchgeschwitzt war. Dann kamen zum Glück etwas moderatere Anstiege und auch ein paar größere Straßen, wo sich die Landschaft auch etwas dem Straßenverlauf anpasste. Nicht so schön anzuschauen, aber für meinen Weg war ich dafür trotzdem etwas dankbar. Trotzdem warteten zwischendurch auch immer wieder quälende Steigungen. Ein hoch auf die Getränkeautomaten: Auf dem Weg gönnte ich mir zwei erfrischend gekühlte Getränke.
Trotz Getränke und Co kam ich unter der von Google berechneten Stunde dann endlich zum Omuro, der sich schon aus etwas ferne wie ein Machahügel emporhob. Denn entgegen vieler anderer Berge, ist er fast nur mit Gras bewachsen und hat eine sehr gleichmäßige, konische Form. Dadurch wirkt er vermeintlich kleiner, als er mit seinen 560 Metern ist. Einen Großteil dieser Höhe dürfte ich aber dennoch bereits von der Station aus nach oben bewältigt haben. Bekanntlich ist aber der Weg ohnehin das Ziel eines jeden guten Abenteuers. Entsprechend war es bislang ein ziemlich gutes Abenteuer.

Tanz auf dem Vulkan
Die Ankunft beim Sessellift fühlt sich so an, als hätte ich meine Reise damit abgeschlossen. In Wahrheit war es natürlich nur eine von vielen Etappen dieses Wochenendes und noch nicht einmal der Zieleinlauf für diesen Tag. Gegenüber des Liftes ist zudem auch der Eingang des Izu Shaboten-Zoos. Dieser steht zwar eigentlich auch auf meiner langen Liste interessanter Orte, aber für diesen Tag muss ich mich leider mit dem Omuroyama begnügen. Da macht sich die verlorene Zeit bei den Zügen leider doch bemerkbar.
Der Sessellift ist der einzige Weg den Omuro hoch. Der Berg ist sowohl ein nationales Monument, als auch ein Heiligtum und so ist man besonders darum bemüht, dass seine außergewöhnliche Erscheinung erhalten bleibt. Der Eingang zum Lift liegt auch passend hinter einem Torii, das in der Regel ein Tor zur Götterwelt kennzeichnet. Es dürfte der erste Sessellift sein, den ich nutze, ist aber eine angenehme Entspannung nach der harten Wanderung. Als Einzelperson bekomme ich zum Glück auch den Rucksack neben mir platziert.
Auf dem Weg gibt es auch einen Fotospot. Gleich als der Lift ankam erwartete mich auch schon eine Person mit meinem Foto. Zuerst war ich unsicher, ob es im Lift-Ticket inbegriffen war, aber natürlich wollte man damit nochmal extra Geld machen. Ich lehnte freundlich ab. Nach der Anreise war ich optisch sowieso eher auf der desolaten Seite unterwegs.
Oben auf dem Omuro merkt man übrigens erst, wie verdammt hoch dieser Vulkan ist. Rund herum sind auch Berge, die meisten davon aber tatsächlich kleiner. Aber noch war ich nicht am höchsten Punkt angelangt. Es gibt einen Wanderweg einmal um den Krater, wo der Rand doch deutliche Unterschiede in der Höhe aufweist. Im Krater selbst ist übrigens eine Bogenschießanlage und auf dem Weg dorthin zudem ein Shintoschrein. Kleine Schreine gibt es außerdem auch entlang des Randes.



Das Wetter war zwar gut, aber nicht gut genug. Den Fujisan sah ich dank der leichten Bewölkung leider nicht. Aber um einen herum wimmelt es ohnehin nur so vor Bergen. Jenseits der Küste erkennt man indes bereits schon die ersten Inseln. Was die Aussicht angeht, ist der an sich eher karge Berg dann doch nochmal eine ganze Stufe über dem Takaosan. Hier gibt es 360 Grad-Premiumausblick.
Bevor es runter geht, wollte ich mir noch Dango an der Bergstation gönnen. Die klassischen dreifarbigen waren leider aus, weshalb ich mit schokoladenummantelten Vorlieb nehmen muss. Auch nicht schlecht und bei 300 Yen für 2 Stück mit je drei Kügelchen kann man nicht meckern. Allerdings nicht frisch gemacht, sondern fertig verpackt.
Nach einem Schreinbesuch und einem „moderaten Glück“ als Schicksal aus dem Automaten, ging es wieder zurück mit dem Sessellift. Nach unten war die Aussicht um einiges gigantischer, weil man noch einmal die Berge bewundern darf. An der Stelle bin ich froh darüber, gleichsam zu analysieren, dass man beim rausfallen aus dem Lift ein ungesundes Purzeltempo mit wahrscheinlicher Todesfolge hätte, gleichsam die Fahrt aber dennoch genießen kann.


Das Izukyu-Ticket
Doch vom Berg stand ja auch noch der Weg zur Station Izu-Kogen an, der nochmal ähnlich weit ist, wie der Hinweg. Trotz dass zu dieser Uhrzeit die meisten Busse dorthin unterwegs waren, entschied ich mich allerdings für den Fußweg. Zum einen ging dieser nun vor allem bergab, zum anderen sah ich darin fast schon eine persönliche Herausforderung. Und wirklich viel Zeit sollte es mich auch nicht kosten im Vergleich zum Bus.
So erfreute ich mich über den angenehmeren Weg nach unten, auch wenn es zwischendrin ähnliche steile Passagen gab, die auch bergab etwas anstrengen. Trotzdem kein Vergleich zum Aufstieg. Als es dann eigentlich nur noch eine etwas breitere und mit Bäumen gesäumte Straße runterging, kam schon wieder Zieleinlaufsstimmung auf. Sie führte mich auch fast direkt bis zum Bahnhof, wo ich dann erneut mein Glück am Schalter versuchte.

Diesmal ging es echt einfach. Der Schalter war von der richtigen Bahngesellschaft und der nette Japaner am Schalter hat auch Zugriff auf ein Tabellendokument in dem offenbar die vorbezahlten Tickets standen – kein Wunder, dass es andernorts dann nicht ging. Ich bekam mein Ticket, das ich allerdings an den Eingängen nicht scannen, sondern dem Bahnpersonal vorzeigen muss, um durchzukommen. Eventuell kontrollieren diese zusätzlich den Pass, aber das kam mir nicht vor.
Ankunft in K’s House
Wenn man es ganz genau nimmt, war es das nun zweite Mal, dass ich in Ito, beziehungsweise dem Bahnhof Ito ankam. Diesmal allerdings mit dem Bahnticket und zu einer Uhrzeit, zu der ich schon locker einchecken konnte.
Das Hostel war von außen nicht zu verfehlen. Es befindet sich nämlich in einem Teil des alten Ryokan-Gebäudes „Tokaikan“. Der andere Teil ist als eine Art öffentliches Museum zugänglich und noch etwas reicher mit Laternen geschmückt. Trotzdem strahlt K’s House alles aus, nur nicht „Hostel“. Am Eingang hieß es entsprechend auch Schuhe ausziehen, abstellen und in ein Paar viel zu kleine Hausschuhe rein (trotz Extra Large)


Vor meiner Ankunft stellte ich bereits sicher, dass ich Ausweisdokumente greifbar habe, um mögliche Sprachbarrieren beim Namen zu umschiffen. Am Empfang saß jedoch eine Nichtjapanerin und begrüßte mich auch gleich in perfektem Englisch – dem leichten Akzent würde ich sie aber in Richtung Polen verorten. Da schon alles bezahlt war, musste ich nurnoch die Thermalgebühr von 300 Yen zahlen und ich bekam eine kleine Führung durch das Erdgeschoss des altehrwürdigen Gebäudes. Hier befand sich fast alles, was gemeinschaftlich benutzt wird. Räume zum Entspannen eine große Küche, in der Tee und Co sogar gratis zur Verfügung stehen und noch vieles mehr. Es gibt sogar Privatonsen im Gebäude, die man frei nutzen kann, wenn sie unbelegt sind.
Anschließend ging es endlich auf mein Zimmer. Am liebsten hätte ich die sperrigen Schuhe ganz weggelassen, aber ich glaube das gehört dann doch einfach zur Etikette. Trotzdem war ich froh am Zimmer aus den Schuhen zu schlüpfen und endlich meine Wochenendheimat zu bestaunen.
Tatami-Matten, Papierschiebewände, ein Tisch zum “Am Boden sitzen” und natürlich ein Futon zum Schlafen. Herrlich traditionell. Das Goodie obendrauf war dann aber ein Balkon hinter einer Schiebetür, der sogar zwei normale Stühle hatte und mit Flussblick punktete. Ein kleines Heftchen auf dem Tisch macht auf ein paar Besonderheiten aufmerksam, da das Gebäude kulturelles Eigentum Japans ist. Das man entsprechend nicht Rauchen darf, störte mich als Nichtraucher sowieso nicht.



Ito erkunden
Gemütlich hinsetzen war aber natürlich nicht. Erst einmal musste ich meine neue Umgebung erkunden. Das begann beim Fluss, an dem das Hostel liegt und von dessen anderer Seite man einen wirklich großartigen Blick auf das Gebäude hat. Bald darauf ging es dann aber auch schon zum Strand.
Obwohl der Strand „Orange Beach“ heißt, ist der Sand eher aschefarben und staubt auch reichlich. Vermutlich noch ein Vermächtnis der vulkanischen Aktivitäten, welche die Insel stark formten. Dennoch hatte ich hier erstmals ein bisschen Pipi in den Augen. Eigentlich hatte ich das eher bei meiner Tokyo-Ankunft erwartet, aber da war vielleicht auch einfach keine Zeit für die ultimative „Ich bin in Japan“-Realisierung.
Der Zauber Itos ist schwer mit der Kamera einzufangen. Die Straßen sind nicht übermäßig besonders und es ist eigentlich ein stark (vor allem Inlands-)touristischer Ort, wenn auch trotzdem angenehm beschaulich. Aber ich stand am Strand und sah vor mir das Meer. Hinter mir türmten sich hinter der Stadt jedoch die Berge auf und auch die Hafenbucht war von Bergen umklammert, die bis zur Küste reichten. Es war ein Anblick, wie ich ihn bislang selbst nie gesehen habe und der sich allenfalls mit einer 360 Grad-Kamera einfangen ließe.

Ito bei Dunkelheit und die erste Onsen-Erfahrung
Es dauerte nicht lange, da brach auch schon die frühe japanische Dunkelheit über Ito herein. Am Strand bedeutete das unter anderem, dass die Palmen dort schön erleuchtet wurden. Ich ging eine weitere Strecke entlang der Küste, um mir den Wandel von Tag zu Nacht genauer anzuschauen. Insgesamt wirkte trotzdem alles deutlich zahmer als in Tokyo, wo an einigen Orten zu dieser Zeit das Leben erst zu beginnen scheint.
Es ging dann auch bald zurück zu K’s House, wo ich schon durch Videos wusste, dass die Umgebung auch bei Nacht ein absoluter Hingucker ist. Und tatsächlich: Gerade von der Flussseite ist das Hostel, mehr aber noch der Museums-Teil des Tokaikan – der mit deutlich mehr Laternen geschmückt ist – ist einfach ein absoluter Hingucker. Am Fluss erfreut einem zudem ein Wechselspiel aus klassischeren Laternen und Lampen im Bambus-Design. Selbst wenn ihr woanders unterkommt: Das ist einfach der schönste Anblick Itos bei Nacht.

Irgendwann, kurz vor 21 Uhr, wo das Hostel abgeschlossen wird (ihr bekommt aber einen Schlüssel), kehrte ich dann aber doch langsam ein. Natürlich nicht ohne einen Besuch beim relativ nahen 7-Eleven, wo ich mir einen Mineral-Jelly Drink gönnte (vor allem fürs Magnesium), sowie Sandwiches und den vielleicht für diese kulturelle Einrichtung unangebrachten One Cup-Sake, der mir dennoch besser gefällt als sein Ruf. Ehrlich gesagt hätte ich gerne mehr Zeit auf dem Balkon verbracht, doch der Laptop, auf dem ich dort unter anderem diesen Artikel begonnen hatte, hat leider so seine Probleme mit dem Akku.


Um 23 Uhr wollte ich dann mal schauen, wie es mit dem privaten Onsen aussah, das übrigens wie mein Zimmer im dritten Stock lag – wenn auch quasi einen halben Treppensatz weiter unten. Es war tatsächlich frei und so gönnte ich mir meine erste Onsenerfahrung in Japan.
Vor dem Bad kam natürlich das säubern. Man wäscht sich VOR dem Bad, weil dieses rein der Entspannung dient und man das Badewasser nicht verunreinigen möchte. Schön war, dass dabei außerhalb des Bades auch Shampoo und Co vorhanden waren, obwohl das Haarewaschen nicht einmal Pflicht ist beim Onsen – die Haare sollen das Wasser ohnehin nicht berühren.
Anschließend ging es endlich ins Onsen, das am tiefsten Punkt genau richtig für mich war, um bis einschließlich der Schultern im Wasser zu versinken. Es war SO gut. Ich habe schon seit Ewigkeiten nicht mehr ein richtiges Bad genommen, aber das ist nochmal deutlich über einem Bad hinaus. Allein schon die Tatsache, dass konstant Wasser nachläuft und das Becken die ganze Zeit überschwappt ist einfach der Hammer. Und es macht ja nichts: Das Wasser sprudelt so oder so aus dem Boden. Aber auch sonst das Gefühl: Die Größe des Bades, das Wasser an sich und die ständig heiße Temperatur: Man entspannt komplett.

Als Onsen-Beginner war ich trotzdem darauf bedacht, es nicht gleich zu übertreiben. Nach gefühlt nicht ganz 10 Minuten waren die Finger schon bereits schön schrumpelig und ich erhob mich bewusst langsam aus dem Bad. Ich habe immerhin gelesen, dass es für Anfänger auch mal auf den Kreislauf gehen kann.
Mal ganz ehrlich: Das darf nicht mein letztes Onsen-Bad gewesen sein. Es tat einfach so gut und ich möchte diese Badeerfahrung nicht mehr aus meinem Leben missen. Es war das ungelogen beste Bad meines Lebens. Punkt!
Zurück im Zimmer setzte ich mich dann noch weiter etwas an den Laptop, bevor ich erstmals mein Futon zurechtmachte. Hier gab es im Zimmer eine kleine Anleitung. Zuerst die dünne Futonmatraze auf der Tatamimatte (die gewobenen Strohmatten auf dem Boden), dann das erste „Laken“ drüber. Das zweite Laken dient als Puffer zwischen dem Körper und der Decke. Für das Kissen gab es noch ein kleineres Laken, ebenso nur zum drauflegen. Nun konnte eigentlich nichts mehr schiefgehen – oder?
Schritte: 32.982
Anstiegsmeter: 621,6m