Tag 15 & 16: Ein Regentag & Ikebukoro

Tag 15 & 16: Ein Regentag & Ikebukoro

Das Wochenende begann zunächst als eher trostlose Angelegenheit. Ganz entsprechend der Wettervorhersage war am Samstag ganztägig Regen angesagt. Immerhin konnte ich daher den Wecker schön spät stellen, da ich nichts größeres an dem Tag geplant habe. Dennoch wollte ich auch den Samstag nicht völlig ungenutzt lassen.

Erneut ging es nach Shibuya. Nicht um Hachiko „Hallo“ oder „Konnichiwa“ zu sagen, sondern um ein bisschen Spaß im Trockenen zu haben. Ich suchte mir das Shibuya EST aus, ein Entertainment-Gebäude direkt an einem Ausgang der Shibuya-Station. Dort wollte ich nach langer Zeit (Vor Corona) erstmals wieder eine ruhige Kugel schieben aka bowlen. Das Gebäude bot 25 normale und 12 Glow-in-the-Dark Bahnen – ich entschied mich für letzteres.

Eine Bowlingbahn in Shibuya mit Schwarzlicht.
Nach vielen Jahren bowle ich ausgerechnet in Japan mal wieder. Spaß machte es auch allein – war aber eher teuer.

Ausgerechnet meine erste Runde sollte die vermutlich beste Bowling-Party meines Lebens werden. Zugegeben war ich ohnehin nicht oft bowlen. Aber nach nur 11 Punkten in den ersten 2 Aufnahmen habe ich eine mehr als respektablen Score von 145 erreicht. Dafür sorgte eine Richtig gute Phase, in der ich 2 Strikes, ein Spare und einen weiteren Strike hintereinander warf. Irgendwie hat es den Druck für die zweite Runde dann erhöht und ich schaffte nicht einmal 100 Punkte – ein Graus.

Allerdings merkte ich das bowlen auch langsam im Arm und alleine wird die Angelegenheit wird alleine schnell teuer, wenn man pro Spiel 700 Yen zahlt. Nach 2 Runden wechselte ich daher zum Darts ein paar Stockwerke weiter oben. Hier zahlte ich nur 350 Yen pro Stunde und musste auch keine Schuhe leihen. Hier verbrachte ich eine ganze Stunde – konnte aber einfach keine zuverlässig reproduzierbaren Würfe schaffen. Highlight war dennoch eine 100 Punkte-Aufnahme, auch wenn diese ein reines Zufallsprodukt war – und natürlich nicht über Triple 20, 20, 20 lief.

UFO Catcher in Shibuya & Sightseeing im Regen

Anschließend schaute ich mich nochmal im Erdgeschoss um, wo es einige Spielautomaten und auch UFO-Catcher gab. Zwar tauschte ich hier bereits zwei 1000 Yen-Scheine in Münzgeld um, aber so direkt einen Automaten für mich entdeckte ich noch nicht.

Ganz anders auf der anderen Straßenseite bei der Taito Station. Dort entdeckte ich zwei Catcher bei denen es Shinichi und Ran aus Detektiv Conan zu gewinnen gab. Lustigerweise hatte ich am Abend zuvor einen Tweet gesehen von jeshiedesu gesehen, die womöglich dort ihren Shinichi geangelt hat. Ich hatte eher ein Auge auf Ran geworfen – vor allem da jemand wohl schon gute Vorarbeit geleistet hat. Auch wenn total unerfahren, habe ich genug Videos gesehen um zu wissen, dass ich hier eine Chance hatte. 5 Versuche später hatte ich die Ran-Figur für nur 500 Yen in der Tasche.

Ich versuchte mich noch an einem Mini-Catcher für einen Dragon Quest-Slime. Ich zielte auf eine Figur ab, die direkt am Auswurf war, aber offenbar ist der Catcher dann doch eher fürs präzise Greifen als für die „letzten Zentimeter“ gemacht. Nach 3 vergeblichen Versuchen ohne bessere Positionierung ließ ichs dann lieber sein für den Kleinkram.

Stattdessen ging es ein bisschen durch Shibuya und zwar vorwiegend über die zahlreichen Shopping-Center. Denn ich hatte keinen Regenschirm dabei und schien damit der einzige Nicht-Radfahrer ohne Schirm in ganz Tokyo. Das war vor allem auf der bekannten Kreuzung interessant, wenn einem die Menschenmassen komplett mit Regenschirmen entgegen kommen.

Gegessen habe ich dann allerdings doch erst auf dem Rückweg in der Nähe meiner nähsten Bahnstation. In Shibuya war gerade in den Zentren überall Warten angesagt. Mich stört dabei weniger das Warten selbst als das Wissen, dass wenn ich da sitze ganz viele Leute darauf warten, dass ich endlich meinen Platz frei mache. Dann lieber in der Wohngegend futtern, wo nicht eine ganze Horde vorm Eingang steht.

Die große Kreuzung in Shibuya bei Regen. Fast alle Personen tragen Regenschirme.
Die Kreuzung hat vollere Phasen, aber mit fast 100% Regenschirm-Trägern wird sie dennoch zu einem besondere Erlebnis.

Ikebukuro am Sonntag

Der Sonntag war dann zum Glück schon wieder deutlich trockener und ich entschloss mich, das nächste große Zentrum Tokyos aufzusuchen, dass ebenfalls keine Weltreise von mir entfernt lag: Ikebukuro.

Bei der Ankunft war ich zunächst etwas enttäuscht, wie überschaubar der Bahnhof wirkte, dafür dass es einer der größten Stationen überhaupt ist. Aber ich kannte langsam den verschlängelten Aufbau von Stationen, die richtig weitreichend sein können. Und ich nahm einen recht frühen Ausgang, bei dem aber auch zumindest schon etwas spürbarer wurde, welchen Umfang die Station eigentlich hat.

Im Herzen des Viertels rausgekommen kam wieder etwas Cyberpunk-Feeling auf. Auf der einen Seite führt ein hochgelegter Highway über das Viertel, auf der anderen Seite strömen Menschenmassen durch eine Einkaufsstraße aus mittelhohen bis hohen Gebäuden. Nach einem kleinen Umweg zum CoCo Curry zum Mittagessen stand das erste große Ziel: Das große Animate in Ikebukuro. Seit seiner leicht vergrößterten Wiedereröffnung ist der Flagship-Store das größte Anime-Geschäft der Welt. Auf 10 Stockwerken findet sich fast alles was das Otakuherz begehrt. Auf dem Weg gönne ich mir aus dem Automaten erstmals den Apfelsaft von Qoo, den ich nie getrunken habe, als es ihn in Deutschland gab. Echt lecker!

Mal sehen ob ich noch ein bisschen Anime hier nachhole. Denn fast schon gewohnt sind viele der prominentesten Serien für mich dann doch sträflich unbekannt. Aber auch zu vielen anderen Serien gibt es hier einfach nicht den Merch, der mich anspricht (was machen die Leute überhaupt mit all den Schlüsselanhängern und Stickern?) oder sind mir schlicht zu teuer. Hier sind es eben keine Gebrauchtartikel, sondern brandneue Lizenzprodukte.

Ich empfehle euch außerdem lieber an einem Wochentag vorbeizuschauen. Zumindest am Sonntag war der Laden auf allen Stockwerken brechend voll und manche Regale nicht wirklich erreichbar, weil sich die Kassenschlangen dort durchzogen. Manchmal merkte man allerdings spät, dass es keine Kassenschlange war, sondern einfach nur eine sehr beliebte Abteilung, an der sich eine Art Schlange bildete. Da muss man schon ein bisschen Geduld mitbringen. Die Bekanntheit des Animate merkte man außerdem auch an der Unzahl von Mangautoren, die sich an den Wänden verewigt haben – ein beliebtes Motiv vieler Fans.

Der Animate in Ikebukuro mit etlichen Besuchern und vollen Manga-Regalen.
Hier wirkt der Animate fast noch überschaubar besucht. Aber glaubt mir: Es war brechend voll im Laden!

Eine ganze Menge Animegeschäfte und Musikkultur

Als nächstes kam für mich der fast schon vertraute Mandarake dran. Erneut muss man hier etwas in die tiefe Steigen, wenn auch nicht so extrem wie der gefühlte Atomschutzbunker in Shibuya. Dieser Mandarake ist auf jeden Fall einer meiner liebsten. Die generelle Auswahl passte für mich ganz gut und der Shop war auch nicht zu eng und nicht zu stark besucht. Allerdings wirkten manche Regale trotzdem überraschend leer. Da ich die Woche schon sehr erfolgreich eingekauft hatte und kein Must-Buy für mich sah, verließ ich den Mandarake mit leeren Taschen, werde aber sicherlich nochmal vorbeischauen.

Gegenüber fand ich dann noch das P‘Parco-Gebäude, in dem auf jeden Stockwerk kleinere Shops zu finden waren. Teils zu Serien wie Detektiv Conan, dann aber auch wieder etwa ein Geschäft, dass Miniaturen bekannter Gitarrenmodelle und Biographien namhafter Musiker verkauft. Musik scheint durchaus auch ein Thema in Ikebukuro zu sein. Als ich später nochmal am Animate vorbeikam, spielte dort gerade eine Band. Ich kam leider erst im Verlauf des vorletzten Songs vorbei.

Eigentlich wollte ich aber die Animestores durchforsten. Der große Lashinbang Character Store eröffnet leider erst eine gute Woche später, der andere ist auf Doujinshi für Frauen spezialisiert. Ähnliches mit K-Books, wo die meisten Stores dann doch mehr Frauen als Kernzielgruppe haben – aber dafür ist Ikebukuro eben auch bekannt. Falls ihr auf der Suche nach Shounen-Ai und Yaoi seid, bekommt ihr in Ikebukuro sicher etwas passendes.

Viel zu zocken

Einer meiner persönlichen Highlights übrigens: Ein Sriracha-Automat, der glaube ich irgendwo in der Nähe des Animate stand. Ich habe absolut keine Ahnung “wieso?”, aber zugegeben auch keine Antwort auf “Wieso nicht?” Hätte ich einen größeren Bedarf an Sriracha in der nächsten Zeit, hätte ich mir sicherlich was am Automaten geholt. Aber meine Ernährung läuft eigentlich komplett über oft günstige Restaurants und Konbinis. Schade Sriracha-lade.

Neben diversen großen Einkaufszentren, das prominenteste sicherlich die riesige Sunshine City, gibt es auch in Ikebukuro genug Gelegenheiten sein Glück oder Können in Form von 100 Yen-Münzen unter Beweis zu stellen. Seien es die dicht an dicht stehenden und laut lärmenden Videospiele oder die UFO Catcher mit allerlei Anime-Goods und Leckereien als Preise. Da wird auch ersichtlich, warum bestimmte Figuren sehr präsent bei Second Hand-Läden zu finden sind. Leider sind die Preise oft in den Spielhallen sehr identisch. Man findet an vielen Orten die gleichen Figuren und Plüschis. Ich hätte mich nur zu sehr über einen Persona 5-Catcher gefreut, aber dafür ist das Spiel langsam vielleicht doch zu alt.

Es macht trotzdem Spaß, diese Spaßtempel zu durchstöbern, auch wenn sie einem schnell das Geld aus der Tasche ziehen und wie fast alles in Tokyo sehr eng sind. Sobald an einem Automaten eine Gruppe von 2-3 Personen steht, kann man das Vorbeikommen in diesem Gang vergessen. Ich selbst hatte mich an einem Dr Stone-Greifer versucht, bin aber ohne Erfolg geblieben. Kann ja nicht immer Glück haben.

Einmal bin ich mal wieder in einen Pachinko Parlor gestolpert. Die sehen zunächst ähnlich bunt aus, aber spätestens wenn man drin ist, merkt man den nochmals höheren Geräuschpegel inklusive dem Dauerrauschen der Pachinko-Kugeln. Allerdings war ich auch nicht völlig falsch -ein Stockwerk höher warteten tatsächlich Crane Games und Co.

Am fortgeschrittenen Nachmittag ging es dann nach Hause. Mittlerweile bildeten sich doch immer wieder kleine Schauer und ich wollte dann auch noch ein bisschen Ruhe genießen, bevor die nächste Arbeitswoche beginnt. Ich habe bislang zwar nur einen kleinen Teil Ikebukuros gesehen, doch den Rest kann ich immer noch nachholen.

Auf dem Rückweg wurde mir außerdem klar, dass die Ikebukuro-Station wirklich gigantisch ist. Diesmal ging ich sie quasi in voller Länge durch, um zu meiner Linie zu gelangen. In den geschäftigsten Bereichen stand sie Shibuya tatsächlich in nichts nach. Zurück im Airbnb gab es noch ein kleines Fertigessen vom 7-Eleven. Ein bisschen trockene Nudeln, sonst ganz gut – und man kann sie sich direkt im Konbini erwärmen lassen.

Ein Gedanke zu „Tag 15 & 16: Ein Regentag & Ikebukoro

  1. Mich würde irgendwie interessieren, wie die 100 beim Darts zustande kam. Du hast ja schon gesagt, dass es nicht T20, 20, 20 war. Und da ja auch keinen reproduzierbaren Wurf hinbekommen hast, denke ich, dass es auch nicht DoubleBull, Single Bull, Single Bull war.
    Daher tippe ich einfach mal ins blaue hinein.
    Double Bull, Triple 12, 14.
    Sollte ich damit tatsächlich richtig liegen, dürfte ich mich wohl vom Boden vor meinem Rechner aufrappeln müssen, wo ich vermutlich vor lauten Lachen zusammenbrechen dürfte.

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