Tag 10: Tokyo DisneySea – der glücklichste Ort am Meer?

Tag 10: Tokyo DisneySea – der glücklichste Ort am Meer?

Ich war ja noch nie in Disneyland – weder in Paris, noch sonst wo. Jetzt bin ich aber in einer Stadt, die gleich zwei Disney-Parks hat. Zum einen das klassische Disneyland, das weitgehend seinen Geschwistern gleicht, zum anderen das DisneySea, das eine weltweit einzig Disneylandschaft mit Bezug zum Meer zeigt. Da ich sonst lieber auf schnelle Achterbahnen stehe, reicht mir da eigentlich der Besuch eines Parks. Da der DisneySea ein bisschen weniger Disney-Kitsch hat und ohnehin heiß empfohlen wird, ist die Entscheidung ziemlich leicht gefallen.

Der Weg ist in beiden Fällen quasi der selbe und amüsanterweise für mich der bislang längste Reiseweg. Sowohl in die Berge, als auch auf die Insel war meine Reise tatsächlich minimal kürzer. Diesmal musste ich einmal quer durch Tokyo, wo die Abstände der Stationen kleiner sind. Nach drei Umstiegen bin ich dann aber endlich am Ziel angekommen. Den letzten Weg machte ich mich die parkeigenen Monorail, welche die Besucher Zwischen Bahnstationen, Parks und Hotels transportiert. Schon der Anblick der Maus-förmigen Fenster machte deutlich: Der Zug bringt mich jetzt aber wirklich ans Ziel!

Die Monorail der Tokyo Disney-Parks mit Micky Mouse-förmigen Fenstern
Irgendwas lässt mich glauben, dass ich nicht in die falsche Bahn gestiegen bin. Was ist es nur?

Im Vorfeld hatte ich schon den Ticketkauf im Konbini versucht, was aber nicht so wirklich klappen wollte. In der Schlange selbst merkte ich, dass es hier tatsächlich wie in vielen deutschen Parks ist: Keine Ticketbuden mehr. Zum Glück war die Schlange lang genug. Ich versuchte es erst über die Seite des Disneyland. Ich wollte einen Account anlegen, erfuhr dann aber fertig ausgefüllt, dass auch meinen Disney+ Account nutzen kann. Diese wurde dann geupdatet und ab zum Checkout… ich soll bitte Klook und Co nutzen.

Mittlerweile wurde die Schlange besorgniserregend kürzer. Schnell einen Klook Account angelegt, per Mail bestätigt, Tickets gekauft, per Kreditkartenapp bestätigt und… geschafft. Macht das nicht nach und kümmert euch im Vorfeld online um eure Tickets – ist besser so.

Vor dem eigentlichen Eingang musste jeder Besucher durch einen Security Check wie am Flughafen. Habseligkeiten in den Hosentaschen und Rucksack in einen Korb, selbst durch den Metalldetektor und des Gepäck abholen, dass durch den Scanner geht. Dann konnte das Vergnügen endlich beginnen!

Kleines Dörfchen, hübscher Leuchtturm. Das DisneySea lädt zu Schnappschüssen ein.

Das DisneySea erkunden

Schon im Eingangsbereich begrüßten mich die Gebäude des mediterranen Hafens. Etwas untypisch für einen Disney-Park: Es gibt keine ganz so große „Mainstreet“. Stattdessen öffnet sich besagter Hafen, dessen Bucht auch das Zentrum des abendlichen Spektakels ist. In der Mitte ist außerdem kein zentraler Platz der zu allen Themenbereichen führt, sondern ein Vulkan, der einfach ein richtiger Hingucker ist und durch die Orientierung dennoch relativ leicht fällt.

Auch wenn es genug Tipps gibt, welche Attraktionen man so schnell wie möglich anstürmen sollte, solange da keine all zu langen Schlangen sind, machte ich erstmal meine obligatorische Runde, um den Park besser kennenzulernen und kam dabei kaum aus dem fotografieren raus. Da war die American Waterfront die stark vom New York des 20. Jahrhunderts inspiriert ist, inklusive riesem Schiff, dass auch als Restaurant im Park dient und auch eine alte Hochbahn fuhr dort ab. Über eine amerikanische Vorstadt ging es dann weiter in Richtung Port Discovery, wo ich meine ersten beiden Fahrgeschäfte besuchte. Eines davon war ein Flug-Simulator im Findet Nemo-Gewand.

Meine erste Achterbahnfahrt hatte ich dann im Lost River-Delta. Raging Spirits war eine hübsche kleine Achterbahn entlang einer Art Aztekentempel. Vom Layout war die Achterbahn aber ziemlich unspektakulär, daran änderte auch der kreisrunde Looping wenig. Hier war ich vom Phantasialand zu verwöhnt, wo die Achterbahnen auch noch genialer in die Themenbereiche eingebunden waren. Allerdings: Selbst die Achterbahnen sind so gemacht, dasss man sogar den Rucksack im Wagen verstauen und sogar Kinder mitfahren können.

Kulinarische Wüste für mich

Gegessen wurde für mich allerdings in der arabischen Küste. Die arabische Stadt gefiel mir von den Gebäuden sehr, auch wenn leider etwas das Leben fehlte. So eine Stadt hätte eigentlich eine Art Straßenmarkt benötigt und es fehlte auch an einer wirklich einprägsamen Attraktion. Allerdings hat das Magic Lamp Theater gefallen. Das war eine Show die teils mit Darstellern war, teils 3D-Effekte hatte, für die man eine Brille bekam.

Wie in vielen Attraktionen, auch dem Nemo-Ride zuvor, landet man erst in einem Vorraum wo ein bisschen Vorgeschichte erzählt wird, während die vorige Gruppe in der eigentlichen Attraktion ist. Das macht das Warten deutlich angenehmer, aber oft wünscht man sich dabei, man könnte japanisch verstehen.

Die arabische Küste war für mich auch meine Anlaufpunkt für essen. Dort gab es (wenig verwunderlich) Curry, dass aber zusätzlich mit Naan-Brot serviert wurde. Zusammen mit einer großen Cola kam ich dafür auf 1.460 Yen. Das sind etwas über 10 Euro und völlig okay für einen Park. Später holte ich mir in der Ecke auch noch ein Long Naan, dass mit einer würzigen Fleischsoße gefüllt war – 500 Yen. Auch eine Colaflasche aus dem Automaten war mit 200 Yen nicht so viel teurer als in normalen Getränkeautomaten.

Meine Lieblingsattraktionen im DisneySea

Die Mermaid-Lagoon hatte das, was man am ehsten als „Disney Schloss“ bezeichnen konnte. Es führte einen in einen „Unter dem Meer“-Indoorbereich mit vielen kleinen Fahrgeschäften und war vor allem auf die Kleineren zugeschnitten. Viel spannender für mich war der Bereich der sich an die Laguna anschloss: Die „Mysterious Island“, die quasi im innern des Vulkanes liegt.

Hier gab es einiges an Steampunk-Athmosphäre im Stile von Jules Verne. Entsprechend ging es für mich auf eine Themenfahrt 20.000 Leagues under the Sea und natürlich Journey to the Centre of the Earth, für das ich die meiste Wartezeit in Kauf genommen hatte. Immerhin gab es eine sehr athmosphäre Warteschlange sie so absurd hin und her geht, dass man lange Zeit nicht weiß, wie weit vorne man eigentlich ist. Auch geht es quasi durch einen Fahrstuhl zum letzten Wartebereich mit der Station. Ein großartiger Theme-Ride mit schönen Beschleunigungen der einen auch kurz draußen am Vulkan entlang führt. Selbst zur Mysterious Island führen übrigens die Wasserwege, auf denen man entsprechend auch per Schiff reisen kann.

Ein weiteres Highlight war für mich im Dschungel der Indiana Jones Ride, dessen Wagen nicht nur Tempowechsel haben, sondern auch filmreif umherpoltern. Der Ride durch den Tempel kommt natürlich auch nicht ohne eine gewisse Steinkugel aus.

Am frühen Abend war ich dann auch wieder in der American Waterfront um den Tower of Terror zu besuchen, der herrlich im Stil eines alten Hotels gestaltet waren. Wir bekommen eine Besichtigung und sollen am Ende Mr Hightower persönlich im obersten Stockwerk treffen – das funktioniert natürlich nicht ganz ohne kleine Probleme. Auch hier ein einfach geniales Storytelling von der Warteschlange an. Da es am Montag nicht zu voll war, ging auch hier die Wartezeit unter einer Stunde.

Ausgelassen habe ich an großen Attraktionen Soaring und Toy Story Mania – beides wirkte mir zu voll, sodass ich mir lieber andere Rides nochmal gefahren bin, bei denen ich mir nicht die Beine in den Bauch stehen muss.

Disney-Kitsch und allgegenwärtiges Winken

Wenn es eine Sache gibt, die mir am Park weniger gut gefällt, dann ist es der ab und zu durchscheinende Disney-Kitsch. Der Park ist einfach grandios designt und die Bereiche sind an sich stark auf einen sehr realisitischen Stil getrimmt, sehen aus wie echte Orte. Da stört mich dann am meisten, dass man doch immer mal wieder die Disneyfähnchen braucht, die einem ein bisschen aus der Immersion der Welt rausreißen.

Gleiches gilt natürlich für die allgegenwärtigen Mausohren und andere Disney-Accessoirs. Wobei manche Disney-Fans an sich auch etwas seltsam sein können. Schon direkt nach Eröffnung kampierten ganz viele Disneyfans an der Bucht des mediterranen Hafens. Auf Disney-Decken oder teils direkt auf Stühlen und es wirkte, als haben sie vor, den ganzen Tag dort zu verweilen. Aber auch nur dort. Im ganzen Park gab es tolle Kulissen mit unendlichen Sitzmöglichkeiten und die wählen sich mit den unathmosphärischsten Platz. Ich vermute sie wollten die besten Plätze für die Abendshow. Aber in den Park gehen, nur um den ganzen Tag zu warten? Uff.

So günstig man an und für sich im Park essen konnte, so offen hielt der Park dann die Hand für Merch und Disney-Leckereien auf. Es gab große Süßigkeiten-Stores die randvoll gefüllt waren mit überteuert verpackter Nostalgie. Trotzdem kauften die Leute dort in exorbitant großen Mengen ein. Auf mich wirkte weder der Merch noch die Leckereien sonderlich interessant designt – aber gut, jedem das seine. Ich will hier ja auch noch einiges an Anime-Merch mitnehmen.

Wo mich der die Gepäckkontrolle am Eingang schon so am Flughafen erinnerte. Auch im DisneySea gab es viel Personal, dessen Hauptaufgabe eigentlich aus Winken und eventuell Gästen helfen bestand. Manchmal wirkte es aber schon etwas aufdringlich, wenn vor jedem Stationseingang, Shop oder Restaurant mindestens eine Person mich freundlich reinwinken wollte. Auf der anderen Seite fühlte man sich jederzeit willkommen und das Personal war wirklich unglaublich niedlich zu den kleinsten Gästen. Trotzdem das selbe Gefühl wie beim Flughafen Haneda: Es würde auch mit dem halben Personal noch funktionieren, weil der Großteil nur winkt.

Enttäuschende Big Band-Show, grandioses Abendspektakel

Etwas enttäuscht war ich darüber, wie wenig richtige Shows es gab. Wobei das relativ ist. Viele Attraktionen sind ja doch sowas wie eine Show wo man mittendrin ist. Aber es gab hier nicht die großen Akrobatik-Shows oder so. Stattdessen gab es eine Big Band-Vorstellung wo Micky und Co in einem Broadway-Theater zu den besten Jazz & Swing-Hits der 20er bis 40er tanzten.

Das war schon spaßig, aber doch recht kurz und irgendwo fehlte der letzte Pfiff. Da war die Eistanz-Show im Phantasialand einfach noch etwas spektakulärer und runder produziert. Lustig war dagegen, als ich draußen in eine Mitmach-Tanzshow reingestolpert bin mit hunderten von Disney-Fans die zum Teil mittanzten. Dieses Mittendrin-Gefühl ist eher die Stärke von Disney.

Der Oberhammer war aber die Abendshow in der Mediterranen Bucht, als alles bereits dunkel war. Tausende von Gäste strömten für das Spektakel in den mediterranen Hafen, wo eine gefühlte Hundertschaft von Disney-Personal die Massen dirigierte, das man noch an den Wegen vorbeikam.

Dann wurden die Lampen gedimmt, bekannte Disneymusik erklang und das erste Schiff mit Peter Pan an Bord fuhr in die Hafenbucht ein – gefolgt von vielen kleinen und mehreren großen Booten. Eine Säule in der Mitte begleitete das Spektakel mit beweglichen Elementen, die auch Bilder auf die Häuserfassaden und den großen Vulkan projezierten. Zu Lieder aus Aladdin, Frozen, Vaiana und Co feierten die Disneyfiguren auf den Schiffen eine gigantische Feier und man selbst war mittendrin. Wer da keine Gänsehaut bekommt, hat Disney nie wirklich geliebt oder hat eine großflächige Haarentfernung hinter sich. Die Musik, die Boote, die Licht- und Feuerwerkshow – das ist einfach genial choreographiert.

Abendshow im mediterranen Hafen vom DisneySea mit reichlich Feuerwerk.
Diese Show können weder Bilder noch Videos wirklich einfangen. Das muss man erlebt haben!

Auch ein Disney-Tag hat leider ein Ende

Nach der großen Disney Show näherte sich der Tag auch schon langsam dem Ende. Eigentlich sollte bald darauf noch ein großes Feuerwerk stattfinden. Da der Wind aber trotz sommerlichen Temperaturen und Sonnenschein seit dem Abend zunehmend auffrischte, musste das Feuerwerk an dem Tag ausfallen.

Immerhin konnte ich so nochmal ein wenig durch den Park stromern. Ich ging nochmal auf einen Tauchgang mit Nemo und Co und nahm erstmals am Tag auch die nun etwas leerere Hochbahn vom Port Discovery zur American Waterfront. Da die Füße langsam auch etwas müde waren, ging es dann auch langsam zum Ausgang. Ich war immerhin seit 9 Uhr da und nach 20 Uhr verließ ich den Park. Aber es waren schöne 11 Stunden voller kleiner Abenteuer.

Stünde ich vor der Wahl würde ich wohl dennoch das Phantasialand bevorzugen. Das liegt aber vor allem daran, dass ich dann doch mehr der Fan schneller und gut designter Achterbahnen ist und das Phantasialand bei der Gestaltung sogar mit dem DisneySea mithalten kann. DisneySea war dafür viel größer vom Maßstab und konnte sich großzügige Flächen wie den mediterranen Hafen erlauben. Außerdem hat der Disney-Park einen Vorteil bei Nässe: Fast alle Attraktionen sind Indoor. Ich bin trotzdem froh, an einem so sonnigen Tag dort gewesen zu sein.

Beim Rückweg hatte ich zwar doch noch ein paar Prozente beim Akku übrig, aber ich wollte mal schauen, wie gut ich den Weg verinnerlicht hatte. Es fühlt sich gut an, trotz mehrere Umstiege, einmal über einen sehr langen Verbindungsgang, zielsicher auch ohne Google Maps die richtigen Züge zu nehmen. Plötzlich ist man kein völlig ahnungsloser, sondern nur noch ein ziemlich ahnungsloser Tourist.

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