Lohnt sich der Japan Rail Pass? (2024 Update & Alternativen)

Lohnt sich der Japan Rail Pass? (2024 Update & Alternativen)

Wenn ihr selbst bereits eine Japanreise hinter euch habt, ist euch der Japan Rail Pass bestimmt schon ein Begriff. Der Japan Rail Pass oder auch kurz “JR Pass” ist ein Ticket, dass euch innerhalb eines bestimmten Zeitraums unbegrenzt mit fast allen Zügen der größten Eisenbahngesellschaften in Japan fahren lässt. Das schließt ebenso die legendären Shinkansen-Schnellzüge ein. Zwar gibt es auch dort kleine Ausnahmen, aber generell kommt ihr mit dem Pass unglaublich schnell durchs ganze Land. Allerdings ist der Japan Rail Pass seit Oktober 2023 gut 70 Prozent teurer geworden. Lohnt sich der Japan Rail Pass nach dieser heftigen Preiserhöhung oder ist er noch immer sein Geld wert?

Ich stelle euch den Japan Rail Pass genauer vor, was er beinhaltet und was nicht. Denn obwohl er eine der tollsten Reiseoptionen für Japanreisende darstellt, lohnt er sich nicht für jeden. Spannend sind außerdem einige alternative Angebote, die allerdings ebenfalls eine eine Preissteigerung erfahren haben. Da der Yen-Kurs seit 2020 beträchtlich eingebrochen ist und sich erst langsam wieder erholt, können sich die Passes trotzdem lohnen.

Wie lange ist das Japan Rail Pass gültig und wie viel kostet der JR Pass?

Den Japan Rail Pass gibt es jeweils für Erwachsene und Kindern zwischen 6-11 Jahren. Kinder unter 6 Jahren fahren kostenlos mit. Bei der Gültigkeitsdauer wählt ihr zwischen 7, 14 und 21 Tagen, wobei die Kosten pro Tag bei längerer Dauer deutlich günstiger wird. Außerdem gibt es zusätzlich teurere Tickets, die euch in den “Green Cars”, der 1. Klasse der Züge fahren lässt.

Ob sich der Japan Rail Pass für euch lohnt, könnt ihr übrigens mit dem JR-Tarifrechner ausrechnen lassen.

ERW 2. KlasseKIND 2. KlasseERW 1. KlasseKIND 1. Klasse
7 Tage319 EUR159 EUR446 EUR223 EUR
14 Tage510 EUR255 EUR701 EUR350 EUR
21 Tage637 EUR319 EUR892 EUR446 EUR

Preise vom 21.10.2024 – Können sich je nach Yen-Kurs ändern

Hier geht es zum JR Pass

Lohnt sich ein Green Car-Ticket für den JR Pass?

Die Green Cars sind als erste Klasse natürlich ein bisschen luxuriöser als die normalen Wagen. Ihr habt ein bisschen mehr Beinfreiheit, Komfort und auch mehr Platz für Gepäck. Auch sind die Green Cars in der Regel ruhiger und leerer. Allerdings müssen Plätze in Green Cars immer reserviert werden, was euch die Flexibilität nimmt, einfach in den nächstbesten Shinkansen zu hüpfen, der sich anbietet. Außerdem sind japanische Züge ohnehin so ruhig, dass die Green Cars keinen großen Unterschied machen.

Ich würde Green Cars daher nur empfehlen, wenn ihr ohnehin recht minutiös eure Reise plant und eventuell mit mehr Gepäck unterwegs seid. Ansonsten tut es auch der normale Japan Rail Pass, der ohnehin ein bisschen mehr Flexibilität bietet. Außerdem bietet nicht jeder Shinkansen auch Green Cars.

Alternativen zum Japan Rail Pass

Der Japan Rail Pass ist das berühmteste Bahnticket für Touristen. Doch auch wenn es das wohl umfangreichste Reiseticket ist, gibt es noch zahlreiche Tickets, die günstiger sind. Allerdings beziehen sie sich auf kleinere Regionen und sind von der Gültigkeitsdauer kleiner. Sie können aber perfekt sein, wenn ihr längere Zeit an einem Hub verbringt oder eure Reise ohnehin kürzer und in einer überschaubaren Region bleibt. Ich liste hier nur ein paar mögliche Pässe. Es gibt aber beispielsweise auch günstige Tickets von Tokio zu beliebten Orten, die eine Hin- und Rückfahrt enthalten.

Das sind nicht alle möglichen Pässe und leider kann ich auch nicht ohne weiteres die offiziellen Streckenkarten der jeweiligen Pässe nutzen. Aber ihr kommt über einen Link zu den offiziellen Seiten der Pässe.

Tokyo Wide Pass

Der Name kann täuschen. Der Tokyo Wide Pass ist nämlich kein Ticket für den Großraum Tokyo, sondern auch teils sehr weit darüber hinaus. Für 15.000 Yen (~92 Euro) könnt ihr 3 Tage lang viele beliebte Ziele rund um Tokyo erreichen. Dabei sind auch einige Shinkansen-Linien enthalten. Zu den möglichen Zielen gehört Nikko, dessen Schreine und Tempel zum UNESCO Weltkulturerbe zählt und dessen malerische Natur zu Wanderungen einlädt. Auch die berühmte Onsenstadt Kusatsu erreicht ihr mit dem Tokyo Wide Pass, ebenso wie das riesige Skigebiet Gala Yuzawa. Die Reise von oder zum Narita Airport ist ebenfalls durch den Wide Pass abgedeckt. In die Gegend des Fuji-San kommt ihr ebenso.

Preise für Kinder zwischen 6-11 Jahren betragen die Hälfte, jüngere Kinder reisen kostenlos

Zum Tokyo Wide Pass

JR East Pass Tōhoku / Nagano & Niigata

Den East Pass gibt es gleich in 2 Ausführungen. Die kleinere Variante umfasst neben der Region des Tokyo Wide Passes quasi die kompletten Regionen Nagano und Nigata. Beides sind sehr beliebte Präfekturen für Wintersport. Nagano ist unter anderem als Austragungsort für die olympischen Winterspiele 1998 bekannt geworden – ich habe damals auch das Videospiel für den N64 mit Herzenslust gezockt. Niigata ist gleichermaßen für Wintersport, aber auch für die meisten Sake-Brauereien bekannt.

Der Tōhoku-Pass umfasst dafür ein deutlich weitläufigeres Gebiet bis zum nördlichsten Punkt von Japans Hauptinsel Honschu. Es ist also der perfekte Sweetspot, wenn ihr von Tokio nach Norden reist, ohne Hokkaido zu bereisen.

Nagano & Niigata: 27.000¥ (166,50€ ) für 5 Tage

Tōhoku: 30.000¥ für 5 Tage (184,00€ ) für 5 Tage

Preise für Kinder zwischen 6-11 Jahren betragen die Hälfte, jüngere Kinder reisen kostenlos

Zum East Pass Nagano & Niigata

Zum East Pass Tohoku

Hokuriku Arch Pass

Dieser Pass eignet sich vor allem, für alle, die in kürzerer Zeit ein bisschen mehr sehen möchten. Der Pass erlaubt euch die Reise zwischen Tokyo und Osaka, allerdings nicht auf dem direktesten Weg. Stattdessen nimmt sie die neue Strecke des Hokuriku-Shinkansen, der bislang allerdings nur bis Kanazawa fährt ( und dessen Ausbau nach Osaka 2046 abgeschlossen sein soll). Den Rest der Strecke müsst ihr also mit anderen JR-Zügen fahren.

Kostenmäßig ist das 6-Tage-Ticket für 35.000¥ (215,60€) leider keine wirklich große Ersparnis zum deutlich umfangreicheren JR Pass. Orte wie Kuruizawa, Nagano oder Kanazawa laden dafür zu interessanten Zwischenstops auf der Strecke ein. Reist man tatsächlich bis Osaka durch, eignet sich das Ticket sehr gut für eine Reise, in der man in Tokyo oder Osaka anreist und in der anderen Stadt später nach Hause fliegt.

Preise für Kinder zwischen 6-11 Jahren betragen die Hälfte, jüngere Kinder reisen kostenlos

Zum Hokuriku Arch Pass

Kyushu Rail Pass

Ihr wollt Japan mal abseits seiner größten erleben? Japans südwestliche Hauptinsel erfreut sich zurecht zunehmender Beliebtheit unter Touristen. Die Hauptstadt Fukuoka muss sich historisch und kulturell nicht hinter anderen Städten verstecken und gilt sogar als sehr moderne und lebensfrohe Stadt, die zugleich auch Japans Silicon Valley ist. Ebenso gibt es dort berühmte Onsen-Städte wie Beppu und attraktive Vulkane wie den Aso-San oder den aktiven Sakurajima, für dessen nahe Großstadt Kagoshima gelegentlicher Ascheregen vom Vulkan zum Alltag gehört.

Den Kyuushu Rail Pass gibt es als Komplett-Pass oder einzeln für die nördliche oder südliche Region. Außerdem gibt es je nach Pass verschiedene zeitliche Abstufungen. Im Vergleich zu vielen anderen Pässen, sind die Kyuushuu Rail Passes nur geringfügig im Preis gestiegen und damit echte Alternativen.

All Kyushu: 3 Tage: 20.000 Yen (~122,60€) | 5 Tage: 22.500 Yen (~137,95€) | 7 Tage: 25.000 Yen (153,25€)

Northern Kyushu: 3 Tage: 12.000 Yen (~73,55€) | 5 Tage: 15.000 Yen (~91,95€)

Southern Kyushu: 3 Tage: 10.000 Yen (~61,30€)

Preise für Kinder zwischen 6-11 Jahren betragen die Hälfte, jüngere Kinder reisen kostenlos

Zum Kyushu Rail Pass

Praktische Städte-Tickets

Tokyo Subway Ticket

Wie die Preise für normale Einzeltickets selbst, gab es auch für die Tokyo Subway-Zeitkarten keine Preiserhöhung. Diese Tickets lohnen sich aber dennoch nur für euch, wenn ihr innerhalb Tokyos besonders viel unterwegs seid. Bis auf die Rundlinie der JR-Gesellschaft, habt ihr unbegrenzten Zugriff auf sämtliche U-Bahn-Linien Tokios und das für wenig Geld.

Das deckt die bekanntesten Viertel ab, aber es gibt genug Teile Tokios, die ihr nur mit den lokalen Zügen erreicht, die in etwa mit S-Bahnen in Deutschland zu vergleichen sind. Auch lassen sich damit manche Strecken abkürzen, wo die U-Bahnen eher im Bogen und mit Umstiegen hinführen. Dafür spricht aber der äußerst günstige Preis für das Tokyo Subway Ticket.

Habt ihr nicht übermäßig viele U-Bahn-Fahrten vor, lohnen sich IC-Karten wie Pasmo oder Suica oft mehr und sind auch einfach praktischer, als sich noch ein Extraticket zu holen.

24 Stunden: 800 Yen (~4,90€)

48 Stunden: 1200 Yen (~7,35€ )

72 Stunden: 1500 Yen (~9,20€)

Zum Tokyo Subway Ticket

Kyoto-Osaka Sightseeing Pass

Kyoto und Osaka sind zwei Städte die kaum verschiedener, zugleich aber kaum näher beieinander liegen könnten. Während Kyoto alter Traditionen pflegt, steht Osaka für eine moderne Stadt, dessen Bewohner deutlich direkter sind als in Tokio – quasi das Berlin japans.

Der Kyoto Osaka Sightseeing Pass lässt euch sehr bequem zwischen beiden Städten umherreisen. Allerdings muss hier gesagt sein, dass der Pass zum einen nicht das U-Bahn-Netz Osakas abdeckt, in Kyoto zudem der Bus eher das Transportmittel der Wahl zu vielen Sehenswürdigkeiten ist. Es lohnt also vor allem für den Transport zwischen beiden Städten und einigen Stationen auf dem Weg.

1 Tag Kyoto-Osaka: 900 yen (~5,52€)
2 Tage Kyoto-Osaka: 1,400 yen (~8,58€)
1 Tag Osaka: 800 Yen (~4,90€)

Zum Kyoto-Osaka Sightseeing Pass

Inlandsflüge

Eigentlich nicht unbedingt die Alternative die ich empfehlen würde, schließlich sind Inlandsflüge alles andere als umweltfreundlich. Auf der anderen Seite sind wir bereits einmal um die halbe Welt geflogen und haben nur begrenzt Zeit und Geld. Ein Inlandsflug KANN beides sparen, vor allem je weiter der Flug geht.

Ich habe gerade mal nachgeschaut: Auch wenn die Flüge NACH Japan sehr teuer sind, kommt ihr beispielsweise im Mai von Tokio nach Okinawa und zurück oft auch für unter 100 Euro. Nur mal so als Vergleich: Der Shinkansen von Tokio nach Kyoto – deutlich kürzer und nur die Hinfahrt – kostet mit 86 Euro ungefähr genau so viel wie der Hin- UND Rückflug von und nach dem viel weiter entfernten Okinawa. Es ist eigentlich pervers, bedenkt man den Treibstoffverbrauch und Mehraufwand einer Flugabfertigung – aber it is what it is. Gerade mit den Preiserhöhung der Pässe wird der Inlandsflug leider noch attraktiver. Trotzdem finde ich den Gedanken, einfach in einen Zug zu steigen deutlich unkomplizierter.

IC-Cards tun es oft auch

Gerade wenn man keine Shinkansen fährt, tut es die IC-Card auch zu vielen Zielen. Die praktischen Karten die das Standard-Zahlungsmittel innerhalb der großen Städte sind, lassen sich auch für viele Züge zur unkomplizierten Abbuchung der Fahrtkosten nutzen.

Für Shinkansen sieht die Lage dann doch etwas komplizierter aus. Hat man da einen Japan Rail Pass kann man entweder ohne Reservierung direkt durch das Ticket Gate oder am Automaten recht einfach einen Platz reservieren. Ohne den Pass wollte das für mich am Automaten nicht und ich habe am Ende mein Ticket am Counter gekauft – was aber jetzt auch nicht sonderlich umständlich ist.

Fazit: Lohnt sich der Japan Rail Pass?

Der Japan Rail Pass ist für jeden Reisenden erst einmal eine große Investition. Doch gerade die Shinkansenzüge sind für einzelne Fahrten echt teuer, zugleich aber essentiell, wenn man längere Strecken zurücklegen muss. Die Zeitersparnis ist enorm und die Züge fahren so oft und pünktlich, dass man nur für kleinere Anschlusszüge vorausplanen muss. Außerdem ist es deutlich bequemer als Inlandsflüge – und umweltfreundlicher sowieso. Und die Schnellzüge sind einfach so komfortabel, dass es ein kleines Reiseerlebnis für sich ist.

Leider lohnt sich der Japan Rail Pass nach der Preiserhöhung nur noch, wenn man vor hat wirklich sehr viel mit den Shinkansen zu fahren. Ein Blick auf die zahlreichen Alternativen, etwa den Tokyo Wide Pass, der auch noch einige weiter von Tokyo entfernte Ziele erreicht, lohnt sich gegebenenfalls eher, weil man dort ein paar reiseintensive Tage bündeln kann.

Der Japan Rail Pass lohnt sich mittlerweile am ehsten für die Flexibilität. Der Zeitraum ist zwar leider nur an einem Stück, aber in der Zeit muss man sich innerhalb der abgedeckten Strecken nicht um einzelne Tickets sorgen und mittlerweile braucht ihr das Ticket auch nicht mehr direkt beim Bahnsteigpersonal vorzeigen um Zugang zu bekommen.

Trotzdem ist es schade, dass das Ticket nicht jeden Zug erlaubt. Der öffentliche Verkehr verteilt sich leider auf sehr viele Gesellschaften und so müsst ihr erst schauen, ob Strecken außerhalb der erlaubten Shinkansen-Linien von JR Pass abgedeckt werden. Auch innerhalb der Städte müsst ihr weitgehend extra Tickets für U-Bahnen kaufen. Gerade bei einem Ticket, das die teuren Shinkansen abdeckt, wäre der städtische ÖPNV nochmal dieses letzte bisschen, welches zum Rundum-Sorglos-Ticket fehlt.


Image by AndyLeungHK via Pixabay

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.