Japanisch Lernen (Restart / 3. Woche ) – Zurück auf Zero

Japanisch Lernen (Restart / 3. Woche ) – Zurück auf Zero

Manchmal muss man auch einen Schritt zurück machen, um wieder vorwärts zu kommen. Das habe auch ich kürzlich bei meiner kleinen Sprachodyssee erfahren.

Die letzten heißen Tage im Frühherbst bin ich eingeknickt. Während mir die täglich auferlegten 10.000 Schritte auch bei Hitze erstaunlich leicht fielen und diese sogar gefühlt erträglicher machte, verlangte mein Kopf dennoch nach einer kleinen Pause. Da ich nur mit einer kleinen Pause rechnete, bin ich in Wanikani nicht in den Urlaubsmodus gegangen und die Wiederholungen stauten sich auf. Viel zu spät fror ich meinen Stand dann doch per Urlaubmodus ein. Bis dahin sammelte sich so viel an, dass ich immer auf den richtigen Moment wartete, den Stapel abzuarbeiten.

Plötzlich war es Ende März und 6 Monate sind ins Land gezogen. Meine 10.000 Schritte reiße ich immer noch zuverlässig ab, doch die Kanji habe ich in der Zeit nicht angerührt.

Lieber neu anfangen, als gar nicht zu lernen

Zuletzt führte mich die lange Pause in ein nicht endendes Dilemma. Ich wollte wieder anfangen, wusste aber nicht, wie weit ich zurückgehen musste. Und dann dachte ich mir „Du hast vor 3 Wochen schon überlegt neu anzufangen. Hättest du da gleich wieder von 0 angefangen wärst du weiter, als wenn du heute Wanikani auf Level 3 beginnst!“

Überraschenderweise musste ich mir mal selbst Recht geben. Anstatt weiter nachzugrübeln, wo für mich der beste Punkt zum Wiedereinstieg ist, habe ich mein Lieblings-Tool zum Lernen auf Level 1 zurückgesetzt. Und es war das Beste, was ich tun konnte.

Klar, das meiste war dort noch gut im Kopf, aber auch nicht mehr jedes Zeichen. Es half mir außerdem, auch die Silbenschriften Hiragana und Katakana erstmal wieder aufzufrischen. Und die hohen Erfolgsquoten bei meinen Wiederholungen sind auch eine echte Motivation.

Auch versuche ich einen etwas anderen Ansatz. Mich stört dieses ganze gedankliche Übersetzen von Japanisch nach Englisch, nach Deutsch und wieder zurück. Das ist einfach ineffizient. Jetzt lass ich Gedankenstützen zu den Zeichen und Vokabeln weitgehend weg. Ich möchte die Zeichen gleich mit dem japanischen Wort erkennen und mir aneignen „japanisch zu denken“. Dazu in einem späteren Blogpost noch mehr.

Bislang funktioniert das noch gut. Ich bewege mich aber auch noch weit in den Bereichen, die ich schonmal gelernt habe und die viel schneller wieder im Kopf sind. Erst in den zweistelligen Levels wird sich zeigen, wie gut meine neue Art des Lernens wirklich funktioniert. Schließlich sind diese Gedankenstützen ein Kernfeature von Wanikani.

Mit neuem Buch zum Glück

In meinem ersten Run arbeitete ich fast ausschließlich mit Wanikani – eignete mir also lediglich einen Wortschatz an. Nur dumm, wenn man „japanisch denken“ lernen will, aber gedanklich keine wirklichen Sätze bilden kann.

Ein neues Buch soll das ändern. Das Minna no Nihongo war mir einfach auf einem zu hohen Einstiegs-Niveau und von der Dreiteilung der Bücher auch auf Unterricht mit einem Lehrer aufgebaut.

Für meinen neuen Anlauf wollte ich mir erst das zweite große Werk Genki kaufen, bin dann aber doch nochmal auf das Japanese from Zero aufmerksam geworden, dass mir auf den ersten Blick nicht ernsthaft genug wirkte. Dafür sorgte auch die Tatsache, dass ohne japanische Zeichen angefangen wird – etwas, das auch völlig entgegen meines neuen „japanisch denken“-Ansatzes ist. Aber begleitende YouTube-Videos des Autors ließen es mich trotzdem ausprobieren.

Und was soll ich sagen? Ich habe wohl den Game-Changer unter den Büchern für mich entdeckt.

Es wirft mich nicht direkt ins japanische Zeichenmeer, aber es macht einfach Spaß. Es holt den Leser auf einem Level ab, wo er sich noch wohlfühlt und führt nach und nach Schriftzeichen ein, die Stück für Stück die latainische Lautschrift ersetzt. Japanese From Zero schafft es, Konzepte verständlich zu erklären und bringt dabei auch immer wieder etwas japanische Kultur bei. Beispielsweise gibt es im Rahmen der Begrüßung auch ein Infohäppchen zu Verbeugungen in Japan.

Und dann sind da auch noch die bereits erwähnten Videos vom Autoren. Dieser holt mich vor allem mit seinem Humor einfach ab und rundet die Lektionen auch noch mit kleinen Quizzes ab. Vielleicht ist das Pensum bei Japanese from Zero nicht ganz so hoch, aber das Lernen macht mit dem Buch einfach Spaß, sodass man dann eben auch mal ein Kapitel mehr macht, weil man eben noch nicht ganz platt ist.

Endlich wieder im Sattel

Die Länge meiner Pause macht mich nicht gerade Stolz. Die Tatsache, dass ich jetzt doch den Wiedereinstieg gefunden habe, dann aber trotzdem ein wenig. Auch wenn ich mir viel Lernerei selbst ruiniert habe, merke ich immerhin, dass doch einiges im Kopf geblieben ist. Außerdem habe ich aus meinen Fehlern gelernt und mein Lernen angepasst.

Kürzlich habe ich wieder Level 4 in Wanikani erreicht. Ich war zwar schonmal weiter, doch dafür kann ich schon erste einfache Sätze und Fragen bilden.

Ich habe mir zum Ziel gemacht, jede Woche ein Kapitel in Japanese From Zero zu schaffen. Aktuell bin ich so motiviert, dass ich mehr schaffe. Aber man muss ja auch Ziele haben, die machbar sind, wenn man eigentlich keine Lust zu lernen hat.

Die für dieses Jahr angedachte Reise wird ohnehin jetzt erst 2022 stattfinden – also noch genug Zeit, vorher genug zu lernen. Ich hoffe bis dahin in etwa auf dem JLPT N4-Niveau zu sein. Das ist die zweite von fünf Stufen einer offiziellen Zertifizierung der Sprachkenntnisse für Nicht-Muttersprachler. Vielleicht melde ich mich sogar rechtzeitig für den Test im Juli 2022 an, um mir selbst etwas Druck zu machen. Unter Druck entstehen ja bekanntlich Diamanten. Und immerhin könnte ich für künftige Bewerbungen mit Kenntnissen in einer fast nirgends benötigten Sprache flexen. Aber mal ehrlich: Ich denke Personaler wissen es durchaus zu schätzen, wenn jemand sich den Arsch aufgerissen hat, um sich selbst etwas schwieriges beizubringen.

Aber genug geschnackt – Mittlerweile warten wieder die nächsten Lektionen auf mich. Vielleicht konnte ich zumindest jemanden inspirieren, seine Sprachreise ebenfalls wieder aufzunehmen. Lasst die Pause nicht zum Abbruch werden 😉

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