Fit für den Urlaub – 10.000 Schritte – Die erste Woche
Schon mit dem Entschluss zur Japanreise kam mir der Gedanke, dass sich lange Touren zu Fuß sicherlich rächen würden. Als Die Waage etwas mehr als einer Woche morgens bei 99,4 Kilo stehen blieb, kam dann die endgültige Entscheidung. Ich jetzt was für meinen Körper. Drei Tage später fing ich dann mit der neuen Woche an. Das Ziel: Jeden Tag mindestens 6.000, am besten aber 10.000 Schritte.
Warum überhaupt Schritte? Es lässt sich so gut messen und gamifiziert die Bewegung dabei noch. Fürs Japanischlernen habe ich Wanikani, dass mich täglich zu meinen Übungen zwingt, bei der Bewegung sollen mich die Schritte ähnlich anspornen.
Tag 1
Zeit mein Vorhaben in die Tat umzusetzen. Ich habe mich sowieso mit meinem Bruder verabredet, der 20 Minuten fußläufig entfernt wohnt. Eine Strecke die ich regelmäßig und sowieso immer zu Fuß gehe. Einer der wenigen Gründe, warum ich zuvor überhaupt noch einen Schnitt von 3.000 Schritte hatte. Home-Office macht faul.
Ich fing gleich sehr motiviert an und joggte ungefähr ¾ der Strecke. Das letzte Viertel diente dazu, nicht völlig außer Atem anzukommen. Aber ich merkte schon, dass joggen noch nicht das Allheilmittel ist. Erst hier machte ich mir lieber erstmal das Schritte-Ziel. Erst Muskeln und Knochen stärken, dann Laufbelastung. Für den Rückweg ging ich noch einen Extrabogen und kam so immerhin schon auf die 6.000 Schritte, die mir zusammen mit dem 3Joggen für den ersten Tag gereicht hätten.
Als ich abends nochmal flott ein paar Kleinigkeiten einkaufen wollte, kam mir aber die Idee, statt dem nahen Einkaufszentrum die 35 Minuten zum Real zu gehen – wohlbemerkt habe ich da einen äußerst flotten Schritt gehabt. Am Ende hatte ich meine ersten 14.757 Schritte auf dem Konto. Schritte, die ich deutlich spürte, aber vorwiegend aufs Jogging schob.
Tag 2
Es ist recht amüsant, wie eine Veränderung eine andere mit sich ziehen kann. Mit dem neuen Sportziel schraube ich nun auch an meinem Zuckerkonsum. Vorher hatte ich immer 1-1,5 Liter Wasser während meiner Arbeitszeit getrunken. In der Freizeit ging der Griff dann aber eher zur Brause. Nun trinke ich die 1,5 Liter-Flasche während der Arbeit aus und fülle danach noch eine weitere, die ich über den Tag leere. Hat den positiven Effekt, dass wenig Zeit für Zuckerwasser bleibt.
An diesem Tag geht zum 30 Minuten entfernten See, um dort noch eine zusätzliche Runde zu drehen. Zuletzt war ich dort vor offiziellem EU-Start von Pokémon-Go. Die App konnte man sich mit einem Trick schon vorher installieren und ich ging fälschlich davon aus, dass Pokémon sicher eher in der Widlnis zu fangen sind. Leider war das nicht der Fall, obwohl das die App eigentlich etwas aufwerten würde. Es ist jedenfalls lange her, aber ich genieße den Ausflug ins Grüne richtig.
Ich versuche auf dem Weg ein paar Wanikani-Reviews für mein Japanisch zu machen, aber es passt irgendwie nicht. Erhöhte Fehlerquote durch die Bewegung und weniger Genuss, als wenn ich einfach nur gehe. Wenn ich weit genug bin, werde ich aber mal Japanisch-Podcasts oder dergleichen unterwegs ausprobieren. Könnte ideal dafür sein, unterwegs auch etwas zu lernen.
An beiden Tagen habe ich echt glück, dass das Wetter gegen Abend trocken wurde und ich überraschend trocken auch am Dienstag 10.483 Schritte geschafft habe. Die Beine sind am Ende des Tages trotz weniger Schritte noch immer schwer. Die Waage zeigt trotz Bewegung und gesünderer Ernährung alarmierende 99,9 Kilo. Höchstwert trotz Gegenmaßnahmen. Kann aber auch an Wassereinlagerungen durch Muskelkater und anderen Faktoren liegen. Kein Grund zur Sorge
Tag 3
Der Morgen ist schon etwas erträglicher. Ich spüre die Füße noch beim Aufstehen, aber es wird weniger. Auch diesen Abend geht es wieder zum See. Trotz 14 Grad Höchsttemperatur muss ich schon bald die Jacke ausziehen, weil mein Tempo mich amtlich ins Schwitzen bringt. Auch im T-Shirt wird mir nicht kalt und ich fühle mich echt gut. Am Ende sind es 11.730 Schritte. Drei Tage am Stück, das macht mich schon ein bisschen stolz.
Tag 4
Es wird alles etwas leichter. Vor der letzten Nacht habe ich auf Magnesium verzichtet und trotzdem gehen die ersten Schritte des Tages deutlich leichter als zuvor. Ich fühle mich auch sonst etwas energiegeladener, als die Tage zuvor. Ich weiß nicht genau, ob es schon ein Effekt des Trainings ist, die Entgiftung durch mehr Wasser statt Cola & Co (und das ich überhaupt mehr trinke) oder dass der Stolz auf die Selbstdisziplin in dieser Woche mich pusht. Am späten Nachmittag habe ich dennoch wieder meinen müden Punkt und der Regen lässt erst sehr spät nach.
Trotzdem raffe ich mich auf. Da ich sowieso nochmal kurz einkaufen möchte, mache ich vorher einfach einen einstündigen Umweg. Gut abgeschätzt mache ich mit 10.529 Schritten dann auch fast eine Punktlandung. Zwischendurch regnet es leicht, aber insgesamt habe ich erneut unverschämtes Glück in den sonst sehr verregneten Tagen. Und wenn ich etwas Nässe als Ausrede nutze, geht mein Vorhaben mit Sicherheit in die Binsen. Ich bin Hamburger und da gehört das Schietwedder doch dazu.
Ich merke allerdings auch, dass meine aktuellen Schuhe etwas abgenutzt sind. Nicht von dieser Woche – schon vorher. Eigentlich bin ich Glück Schuhe gefunden zu haben, die mal mehr als ein paar Monate halten, aber auf manchen nassen Oberflächen haben sie keine gute Haftung. Gefährlich wenn ich später mit dem Joggen anfange. Etwas Faulheit gönne ich mir doch und schaue beim großen Onlinehändler der mit A anfängt nach Schuhen. Sonst hole ich meine Schuhe meist bei einem großen Schuhhändler mit D *hust*
Manchmal findet man auf Amazon Empfehlungen, die man selbst nie auf den Schirm hätte. In diesem Fall recht günstige Schuhe der unbekannten Marke Axcone. Muss aber nichts heißen. Meine Gaming-Mouse leistet auch schon länger tadellosen Dienst, als die etablierten Hersteller. Ausprobieren kann man es ja. Die ganz hochwertigen Schuhe können kommen, wenn ich wirklich langfristig laufe.
Außerdem bestelle ich mir das Mi Band 4 als Fitnesstracker. Ich habe das Gefühl, dass mein Smartphone sehr unterschiedlich zählt jenachdem ob ich es in der Tasche von Jogginghose oder Jeans habe. Obwohl ich ein Huawei-Smartphone habe, entschied ich mich gegen das Honor Band 5 – vor allem, weil ich die downloadbaren Faces (Uhrendesigns) fürs Mi Band 4 cooler fand. Aber beide sollen für ihren Preis unschlagbar sein.
Tag 5
Der Tag steht unter einem schlechten Zeichen, weil er so gut ist. Nicht nur steht das Wochenende an – nein, ich habe auch eine Rollenspielrunde, die sich einmal im Monat trifft – und nur knapp eine Stunde zwischen Arbeitsende und Start. Für 6.000 Schritte reicht das locker! Ich lege vermutlich mein schnellstes Gehtempo hin, dass ich je bei einem so langen Gang gehabt habe. Nach der Stunde war ich bei knapp 9.000 Schritten… allerdings auch in der Jogginghose, die etwas gutmütiger zählt, da das Handy besser schwingen kann. Allerdings deutlich genauer, was die getrackte Gehdauer angeht, die in der Jeans viel zu wenig ist.
Allerdings interpretier ich Google Maps falsch. Wo ich dachte, dass ein Tunnel unter der Eisenbahnstrecke wäre, ist keiner und ich muss nochmal ~20 Minuten Umweg gehen. Zum Glück haben wir für diese Runde eine halbe Stunde Puffer beim Treffen und ich schaffe es noch quasi-rechtzeitig – und mit 12.216 Schritten. Auch wenn ich nicht weiß, wie akkurat sie sind. Ich freu mich schon auf den Fitnesstracker. Dennoch weitaus mehr, als ich vom Tag vermutet hätte
Während des „Spaziergangs“ war ich schon am schwitzen, aber an sich fühle ich mich trotz des enormen Tempos richtig frisch, als ich mich dann Zuhause ans Laptop klemme und niemanden scheint es aufzufallen, dass ich gerade ordentlich was getan habe. Die Runde ist wieder ein großer Spaß. An dieser Stelle mach ich auch mal Werbung für meinen etwas brach liegenden Rollenspiel-Blog „Spitze Würfel“. Hoffentlich bekomme ich auch dort bald wieder etwas mehr Leben rein.
Tag 6
Der Samstag war nochmal ein besonderer Tag. Obwohl meine Bestellungen für Schuhe und Fitnesstracker um 0 Uhr noch nicht einmal auf „Versandt“ standen, kam bereits vor dem Mittagessen das Paket an – mit beiden, getrennten Bestellungen drin. Vielleicht hat Amazon ja meinen Tweet gelesen, der die rechtzeitige Zustellung bezweifelte. Aber hey – ich will mich mal nicht beschweren.
Das Mi Band 4 macht Freude. Ich habe mir gleich einige Faces, also quasi Skins für die Darstellung von Uhrzeit und Schritte gedownloaded. Fallout, The Witcher, Persona 5 – alles was das Herz begehrt. Vor allem der Pip-Boy Look aus Fallout ist genial. Nur das Gerät ist deutlich kleiner, als das klobige Original aus der Postapokalypse. Insgesamt finde ich nicht einmal 30 Euro für einen Fitnesstracker echt gut. Da ich lange keine Armbanduhr habe ich zumindest etwas in der Art, auch wenn es kein Always-on-Display hat. Dazu natürlich das Tracking und ein paar schicke Funktionen wie Wecker, Wetter und Nachrichten vom Smartphone. Smart Watch light quasi.
Das Wetter war nach einem leicht regnerischen Morgen sonst herrlich sonnig mit Temperaturen um die 20 Grad. Perfekt für den ersten Testlauf… oder eher -gang. Da die Schuhe neu waren, plante ich einen eher kurzen Spaziergang. In der Hosentasche meiner Jogginghose trackte auch das Handy. Frei in der großzügigen Hosentasche schwingend zeichnete es aber wirklich deutlich mehr Schritte auf als das strenge Mi Band 4, das aber beim mitzählen einen sehr akkuraten Eindruck erweckte.
Das Gehen in den neuen Schuhen war angenehm. Trotz erster Nutzung drückte nichts und die Beine schienen auch nach der ersten Runde noch richtig frisch. Am Ende waren es trotz strenger Zählung 15.000 Schritte, bzw. 12,5km Strecke als ich Zuhause ankam – meine Bestmarke der Woche. Das Smartphone zeigte sogar übertriebene 20.000 Schritte bei 14,6km an. Bei den verbrannten Kalorien kamen beide Geräte lustigerweise auf 544 kcal. Zumindest etwas, in dem sie sich verblüffend einig sind.
Nach so viel Bewegung und insgesamt gesünderer Ernährung, schlage ich am Abend mit einer leckeren Käsepizza über die Strenge. Ein bisschen Zuckerbrot muss neben der Peitsche auch sein. Allerdings genieße ich die Peitsche von Tag zu Tag etwas mehr.
Tag 7
Das Ende der ersten Woche nahte und das Wetter zeigt sich nochmal von seiner schönsten Seite. An diesem Tag fiel es nicht sonderlich schwer. Das Ziel war diesmal jedoch ein anderes. Der Altonaer Volkspark, einer der größten Parks Hamburgs liegt nur gute 35-40 Gehminuten von mir entfernt. Zuletzt war ich dort trotzdem vor einigen Jahren zum Minigolfen.
Zu Fuß war ich noch nie dort hin gegangen. Doch mit vorwiegend ruhigen Straßen ist es ein recht angenehmer Weg. Dort angekommen wurde es jedoch anstrengend. Gerade der erste Teil des Parks (von meiner Richtung aus) ist mehr eine Art Wald und für Hamburger Verhältnisse überaus hügelig. Aber eine gute Abwechslung und auch gut für das Fernziel Japan – das ja auch alles, nur kein flaches Land ist. Ich bin jetzt schon gespannt, ob ich über die kommenden Monate die Wege durch das Waldstück nach und nach auswendig kennen werde.
Ich fand die große Liegewiese und zog drei große Runden, während ich nach all der Corona-Abschottung mal das bunte Leben mit Augen und Ohren genoss. Weitläufig wie die Wiese war, gabs da auch absolut keine Abstandprobleme. Danach ging es noch etwas weiter durch den Park. Erst als der Tracker 10.000 Schritte anzeigte machte ich mich langsam auf den Rückweg. Fühlte es sich Tags zuvor noch recht leicht an, merkte ich beim Rückweg durch das Waldstück jetzt doch langsam meine Füße. Außerdem scheuerten sich meine Oberschenkel noch schlimmer als die letzten Tage wund.
Am Ende war ich recht froh, als ich Zuhause ankam. Mit 16.000 Schritten hatte ich allerdings nochmal meinen Bestwert zum Abschluss der Woche aufgestellt. Nach dem Wochenende werde ich es aber bestimmt etwas ruhiger angehen.
Fazit nach erster Woche
Ich bin etwas überrascht, wie gut diese erste Trainingswoche lief. Immerhin sind die meist 1 ½ bis 2 Stunden nicht gerade ein geringer Aufwand. Dennoch habe ich an allen Tagen meine 10.000 Schritte erreicht, am Wochenende sogar trotz strengeren Trackers deutlich mehr. Auch der Umstieg auf mehr Wasser und weniger Cola und Süßzeug ging verblüffend gut.
Vom Ergebnis muss man zwischen Waage und Gefühl trennen. Die Waage hat trotz der vielen Schritte und gesünderer Ernährung am Ende sogar erstmals die 100 Kilo geknackt. Allerdings passiert im Körper in der ersten Zeit sehr viel (Wassereinlagerungen, erster Muskelaufbau, erhöhte Blutmenge), dass eine Zunahme nicht ungewöhnlich ist. Und Gewicht schwankt ohnehin.
Viel wichtiger ist das Gefühl. Trotz der kurzen Zeit hatte ich bereits das Gefühl, das neue Bewegungspensum immer besser wegzustecken. Auch allgemein fühle ich mich aktuell energiegeladener als zuvor. Ein Ende ist nach einer Woche jedenfalls nicht in Sicht. Ich möchte auch die Waage bald von der Veränderung überzeugen und nach und nach auch mit dem joggen anfangen.
Bonus: Ergänzung nach vier weiteren Tagen
Da ich mit der Veröffentlichung etwas getrödelt hab, nutze ich das für einen zusätzlichen Abschnitt. Auch in der zweiten Woche läuft das Training super. Sogar die vor einer Woche angebrochene Himbeerbrause ist noch nicht ganz geleert. Ab und an überkommt mich zwar die Naschkatze, aber trotzdem seltener als zuvor. NOCH überkommt mich tatsächlich auch ein schlechtes Gewissen, wenn ich zu viel nasche, dass ich mir zwei Stunden Bewegung in wenigen Augenblicken zerstören könnte. Mal sehen wie lange das vorhält 😉
Das nervigste ist weiterhin das Scheuern an den Oberschenkeln, dass ich jetzt hoffentlich besser in den Griff bekomme. An den Füßen zwackt es zum Glück „nur“ an einem großen Zeh. Mal sehen ob ich da gegebenenfalls einen Ruhetag einräume oder ob ich auch den ersten Monat ohne Unterbrechung über 10.000 Schritte halten will. Die nächste Herausforderung steht schon morgen an, wenn die Rollenspielrunde wieder ruft und ich mein Pensum wohl etwas aufteile.
Eine interessante Erfahrung war der Dienstag, wo es regnete und während meiner Runde immer nasser wurde. Es war zwar durchaus was los am See, aber die anderen waren eigentlich alles Hundebesitzer mit Regenschirm und Jacke, während ich im T-Shirt meine Runden gezogen habe. Und es tat richtig gut. Regen kann auch die Lebensgeister wecken. Bei kälteren Temperaturen im Herbst, werde ich das aber wohl anders sehen. Aber erstmal kommt der Sommer – zumindest Häppchenweise. Die nächsten Tage werde heißer. Vielleicht macht mich das ja auch hotter.