Tag 17-20: Entspannung in Parks

Tag 17-20: Entspannung in Parks

Montag: Meiji-Jinja und Yoyogi-Park

Shibuya liegt nicht weit weg von Shinjuku und nach Shinjuku komm ich super zu Fuß von hier. Was liegt also näher, als den Yoyogi-Park und den darin befindlichen Meiji-Schrein einfach mal an einem schönen Nachmittag auf des Schusters Rappen zu besuchen? Dieser befindet sich nämlich zwischen den beiden Vierteln an der selben Station wie auch das Kult-Modeviertel Harajuku – das ich noch nicht besucht habe.

Gestärkt durch ein schönes Steak auf dem Weg, komme ich dann auch nach gut 50 Minuten reiner Gehzeit beim Park an – von der Seite, wo man vielleicht den schelleren, wenn auch zugleich unspektakuläreren Weg zum Meiji-Schrein hat. Ich genieße sofort diese grüne Oase, die mitten zwischen zwei der pulsierendsten Zentren der weltgrößten Stadt liegt und zu den kostenlosen Parks gehört, die man frei betreten kann – das trifft nicht auf jeden Park zu. Es ist erstaunlich, wie schnell man den Trubel ausblendet, vor allem wenn der Park selbst nicht sonderlich stark besucht ist.

An einigen Wiesen vorbei und durch ein kleines Waldstück sehe ich dann auch schon den bekannten Schrein. Der Schrein wurde zu Ehren des berühmten Meiji-tennō (Kaiser Meiji) und seiner Frau nach deren Tod errichtet. Diese hatte natürlich einige Besucher mehr, aber auch das hielt sich in Grenzen. Als ich ankam, suchten die meisten Besucher jedoch Unterschlupf vor einem kleinen Regen, der aber nicht lange dauerte und bei scheinender Sonne nicht unangenehm war.

Ich schaute mich etwas im Schrein um, warf ein 5 Yen-Stück zum Gebet am Hauptgebäude ein und holte mir für 100 Yen auch eines der Gedichte des Meiji-tennō . Ich dachte zuerst es würde sich um eine Schicksalsvorhersage handeln und fragte mich schon, wo die schlechten Vorhersagen zum Verbrennen aufgehangen werden sollen – aber wie gesagt: Es war ein Gedicht – über die Liebe zum Fuji-san. Der Fuji ist eben im Herzen eines jeden Japaners.

Anschließend ging ich erst den Hauptweg zum Schrein entlang, wo langsam größere Touristenmassen im Ansturm schienen, um dann noch ein wenig im weiterhin angenehm ruhigen Yoyogi-Park zu entspannen. Es gab viele große Wiesen, auf denen es sich einige mit oder ohne Decken gemütlich gemacht hatten – der Regen zuvor war halt wirklich wenig. In manchen Teilen des Parks waren aber wohl auch Instandsetzungsarbeiten in Gange, aber die konnte man ja umgehen.

Dienstag: Unterwegs in Suginami

Auch der Dienstag sollte nochmal etwas Erholung vom dichten Gedränge der wochenendlichen Hotspots sein. Diesmal ging ich wieder am nahegelegenen Fluss und seinen Grünanlagen entlang und kam erstaunlicherweise sogar weiter, als bei meinem ersten Spaziergang in der ersten Woche. Allerdings war diesmal auch bewusst ein etwas strammerer Marsch angesagt und ich blieb weniger oft stehen, da ich vieles ja kannte. Trotzdem war es interessant was ein paar Tage hier und da für einen Unterschied machen. Die Kirschblüten waren fast restlos fort, dafür erblühten andere Pflanzen ihrerseits farbenfroh.

Ein kleines Highlight für mich war unerwartet am Abend, als ich noch zum Abendessen etwas in der Nachbarschaft unterwegs war. Durch einen kleinen Umweg zur gewohnten Route bin ich unerwartet über einen Schrein gestolpert, der bei Dunkelheit auch seine ganz eigene Magie hat. Es war kein großer Schrein, aber so inmitten normaler Wohnhäuser trotzdem eine angenehme Überraschung. Nebendran war sogar ein buddhistischer Tempel, der um 21 Uhr dann aber doch schon seine Pforten geschlossen hatte. Ich liebe es einfach, dass einem überall plötzlich Japans Tradition entgegenspringen kann.

Mittwoch: Kichijoji – Inokashira-Park

Kichijoji ist vermutlich ein Viertel, das ich ohne das Spiel Persona 5 nicht all zu sehr auf dem Schirm hätte. Gut, es gibt dort auch das Ghibli-Museum, aber für das habe ich noch immer kein Ticket – drückt mir die Daumen für die nächste Verkaufswelle am 10. Mai. Das auserkorene Ziel für diesen Tag war also Kichijoji – insbesondere der bekannte Inokashira-Park, der ebenfalls ein prominenter Schauplatz von Persona 5 ist.

Gleich der erste Anblick wenn man von der Bahnstation Kichijoji in den Park kommt, ist der riesige See, auf dem zahlreiche Boote, insbesondere Schwanenboote fahren. Ich weiß nicht wie es an Wochenenden ausschaut, aber am Wochentag war der Park noch relativ entspannt, sodass man ihn wirklich genießen konnte.

Erstmal ging ich eine kleine Runde, um mir einen Überblick zu verschaffen. Weil ich wusste, dass der buddhistische Tempel am See recht früh schließen soll, habe ich diesem etwas Vorrang gegeben. Es ist ein wirklich kleiner Tempel, der aber umso schöner gelegen ist und dessen Räucherwerk einen gleich auch olfaktorisch begrüßt. Ganz in der Nähe ist zwar auch ein größerer Tempel, der allerdings nicht für die Öffentlichkeit frei zugänglich ist – schade eigentlich.

Nachdem ich also meiner religiösen Neugier nachgekommen bin, ging es dann zu den Schwanenbooten. Wenn ich schon einmal hier bin, musste ich als Hamburger Jung ja auch mal zur/zum See.

Hui, war das anstrengend. Gut, ich war allein im Boot und auch fast nonstop unterwegs, einmal um den ganzen See. Vor allem aber sind die Boote wohl eher für Japaner gemacht. Ich mit meinen langen Gräten saß da eher wie ein Affe auf dem Schleifstein oder ein Erwachsener auf dem Kinder-Fahrrad. Und meine Smartwatch zählte das nicht einmal zu meinen Schritten! Trotzdem war es eine willkommene Abwechslung, auch mal auf dem Wasser unterwegs zu sein.

Der Autor glücklich am Steuer eines Schwanenbootes auf dem See des Inokashira Parks.
Ein Norddeutscher in seinem Element. Kapitän Daddel unterwegs zu neuen Ufern – in einem Schwan!

Um die verlorenen Kalorien ganz schnell wieder einzufahren, gönnte ich mir anschließend ein Sakura-Mochi-Eis. Das hatte ich bereits auf Enoshima und ich bin noch immer verliebt in den Geschmack. Ich befürchte, dass es selbst in Japan bald ein Ende für diese Geschmacksrichtung gibt, wenn die Kirschblüten-Saison ganz vorüber ist. Dabei hätte ich den Geschmack sogar in Deutschland nur all zu gerne. Das ist echt ein super-leckeres Eis!

Der Park scheint übrigens ein beliebter Ort für Gitarrenspieler zu sein. Auf der Suche nach einer leeren Bank kam ich gleich an zwei Personen vorbei, die gemütlich auf ihren Bänken saßen und für sich etwas Gitarre spielten und sangen. Viele Japaner scheinen in Parks ihre musikalischen Hobbys auszuleben, für die das eigene Heim womöglich auch zu hellhörig ist.

Blick auf eine Bank vor dem See im Inokashira Park. Auf dem See fahren zahlreiche Schwanenboote.
Der Ausblick erinnert etwas an einige Park-Szenen in Persona 5

Ghibli-Museum und Kichijoji

Auch wenn der Park echt schön war, wollte ich eigentlich ja auch noch ein bisschen mehr vom Viertel sehen. Erst einmal blieb es allerdings parkseitig. Nur weil ich noch kein Ticket fürs Ghibli-Museum hatte, war es noch lange kein Grund, es mir nicht schon von außen anzuschauen. Dafür musste ich ganz auf die andere Seite des Parks. Dabei kam ich an einem Sportbereich mit Laufbahn und einigen Geräten vorbei, die den Hinweisschildern zu urteilen, vor allem auch an ältere Personen gerichtet sind – praktische Sache.

Dann kam ich aber endlich an. Das Ghibli-Museum ist schon von außen ein echt cooler Anblick. Die Gebäudeformen, die rankende Pflanzen oder auch die offene Treppe bei einem Türmchen wirken einfach wie aus einer anderen Welt. Am (nicht richtigen) Eingang sitzt außerdem ein Totoro, um euch willkommen zu heißen. Ich bin echt gespannt, wie das ganze von innen aussieht – davon werde ich euch aber keine Bilder zeigen können, weil die Geheimnisse des Museums bestens gehütet werden.

Das Ghiblimuseum in Kichijoji. Stark bewachsen mit Pflanzen und eine Totoro-Figur im vermeintlichen Kassenhäuschen.
Gleich am Eingang des Ghibli-Museums wird man schon vom Lieblingsnachbar Totoro begrüßt.

Weiter ging es dann aber ins Zentrum des Stadtteils. Dort suchte und fand ich ein Café dessen Gebäude ebenso aus jeder Pore „Ghibli“ schrie. Dabei war es nicht das Café in dem als einziges Totoro-Leckereien verkauft werden dürfen, sondern ein Cat Café sowie ein paar andere kleine Läden. Ich war aber schon mit ein paar kleinen Schnappschüssel glücklich und zog weiter. Bis auf reichlich Gachapon und einem „Kiddiland“ in einem Einkaufszentrum habe ich hier jetzt nicht all zu viel Animezeug gefunden – was aber auch nicht stört. Ist ja gut, dass es auch Viertel gibt, in denen man anderes erleben kann.

Dafür lief ich zufällig an einem Ichiran vorbei und beschloss somit spontan mein frühes spätes Mittag- oder frühes Abendessen. Dabei handelt es sich um eine bekannte Ramen-Kette in denen man an einem Automaten bestellt und zahlt, auf einem Zettel die Ramen nach eigenem Wunsch anpasst und wenig später die dampfende Schüssel leckerer Ramen in einem zu den Seiten durch kleinen Wänden abgetrennten Bereich kredenzt bekommt. Weil ichs nicht ganz so mit Fett am Fleisch habe (außer Mett, das ist meine kuriose Ausnahme), beging ich das Sakrileg auf Chashu, den gerollten Schweinebauch, zu verzichten. Trotzdem war es verdammt lecker. Das Personal sieht man übrigens nur richtig, wenn sie sich nach dem Durchreichen des Essens verbeugen. Danach schließen sie das Rollo der Durchreiche, damit man in Ruhe speisen kann. Wasser gibt es hier, wie fast überall gratis und zur Selbstbedienung am Platz.

Da es schon langsam dunkel wurde, genoss ich noch einen abendlichen Rundgang, bei dem ich auch nochmal das örtliche Barviertel anschaute, weil diese ihren besonderen Charme erst richtig entfalten, sobald es dunkel ist. Auch den örtlichen Bookoff-Laden musste ich unbedingt aufsuchen und wurde hier sogar fündig: Eine Senku-Figur aus Dr. Stone und damit meine insgesamt dritte aus der Serie – Wow!

Danach ging es zurück nach Hause. Wenig später ging ich nochmal den Seven-Eleven plündern, um die letzte Folge The Mandalorian mit Sandwich, Wrap und Sake zu genießen. Was für ein Staffel-Abschluss. Die Staffel ist echt von Folge zu Folge besser geworden und hat mit dem Staffelfinale noch einen draufgesetzt.

Eine Hand hält eine kleine Sake-Flasche.
Das Staffelfinale von The Mandalorian hat auch ein gutes Getränk verdient. Der Sake soll irgendwo mit einem Goldpreis ausgezeichnet worden sein. Er rundete den Serienabend perfekt ab.

Donnerstag: Entspannt nach Shinjuku

Einen Tag vor meinem Wochenend-Abenteuer wollte ich nicht all zu viel machen, aber auch nicht ganz auf die Bewegung verzichten. Für meine täglichen Auslauf ging es nach den beschaulicheren Zielen zuvor mal wieder nach Shinjuku. Den Weg dorthin hatte ich diesmal fast ohne Google Maps geschafft, hätte ich nicht ausgerechnet kurz vor Schluss gedacht, ich wäre schon zu weit westlich – was ich nicht war. Trotzdem war es schön, gut 40-45 Minuten ohne Navi-Hilfe zu marschieren.

Der Blick auf ein schmales Eckgebäude in Shinjuku. Auf der rechten Seite geht es in eine belebte Einkaufsstraße.
Langsam vertraut. Shinjuku ist sicherlich nicht das schönste Viertel – mir selbst ist es aber langsam angenehm vertraut. Auch wenn der Weg noch nicht zu 100% perfekt lief.

In Shinjuku wollte ich mich dann nach meinem späten Mittagessen umschauen. Fündig wurde ich recht schnell im Lumine1 Shopping Center. Übrigens: Fast jedes Shoppingcenter hat ganz oben haufenweise Restaurants und diese sind auch meist schon draußen mit schmackhaften Bildern präsentiert. Japaner lieben Essen über alles – es ist auch das Nummer 1-Thema, wenn sie vom Urlaub erzählen. Ist so!

Ich entschied mich für ein chinesisches Restaurant, nachdem mich schon öfter Dandan-Nudeln nach Szechuan-Art in Schaufenstern angelacht haben. Dazu auch noch ein paar hackgefüllte, gedämpfte Hefebrötchen. Einfach lecker!

Dandan-Nudeln und gedämpfte Brötchen in einem chinesischen Restaurant.
Da ich gerne Schärfe mag, sprach mich die Nudelsuppe nach Szechuan-Art natürlich direkt an. Aber auch die gedämpften Brötchen sind echt lecker. Itadakimasu!

Anschließend ging es wieder auf Figurenjagd. Zuerst machte ich wieder einen Abstecher zum Laden „Surugaya“, der mir bereits beim ersten Mal gut gefallen hatte. Ich fand diesmal zwar nicht direkt etwas für mich, aber ich wollte auch noch zum Bookoff in Shinjuku, den ich noch nicht besucht hatte. Hier hatte ich zunächst den falschen Eingang genommen und wär fast im angrenzenden Bürogebäude hoch – die ganzen Anzugträger, die mir entgegenkamen, machten mich zum Glück noch gerade rechtzeitig stutzig. Im Bookoff selbst freute ich mich erneut über eine hübsche Auswahl und fand eine Yui-Figur aus dem Anime K-On!!

Mit dem neuen Fund ging es dann zurück nach Hause. Auf dem Rückweg prüfte ich meine Vorahnung während der Figurenbezahlung. Tatsächlich: Mein Essen und mein Figurenkauf hatten den exakt gleichen Preis. Ich verbuche den Kauf dann einfach mal unter „Schicksal“.

Zwei unterschiedliche Rechnungen, die beide die gleiche Summe von 1.760 Yen zeigen.
Gleiche Summe für Essen und Figurenkauf – Mehr Schicksal kann es doch nicht geben.

Trotz meiner langsam schon recht stolzen Figurensammlung bin ich aber noch völlig im Kostenrahmen. Nach 20 Tagen habe ich im Schnitt nur die Hälfte meines großzügig kalkulierten Tagesbudgets ausgegeben – und das beinhaltete noch kein Figurenshopping. Die nächsten Tage werden allerdings schon vom Transport etwas teurer. Da tut es gut, reichlich Puffer im Budget zu haben.  

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