Japanisch Lernen #7 – Der Kletterhaken der Motivation
Auch wenn die Temperaturen diesen Sommer nicht ganz so lange und hoch kletterten, hat es mich trotzdem irgendwie erneut erwischt: Dieses fiese, hinterhältige Sommerloch! Gut 2 Monate habe ich meine Japanisch-Kenntnisse quasi links liegen gelassen. Im Gegensatz zum letzten Jahr, habe ich aber doch nochmal die Kurve bekommen.
Nennen wir es einen Lerneffekt.Ich wusste genau, was letztes Jahr passiert ist und dass ich deswegen quasi nochmal ganz bei 0 anfangen musste – bzw. freiwillig den Neustart gemacht habe. Ein weiteres Mal wollte ich das echt nicht. Ich vergleiche den Lerneffekt mit Pen & Paper-Rollenspielen. Dort kommt irgendwann auch die Erkenntnis, dass man unbedingt in jedem Abenteuer ein Seil, am besten sogar einen Kletterhaken dabei haben sollte, um für sich in der Not aus schwierigen Situationen selbst zu retten.
Diesmal hatte auch ich diesen Kletterhaken mit dabei. Gerade noch rechtzeitig habe ich ihn ausgeworfen, um mich aus meinem Loch zu befreien. Ich habe nicht sofort wieder den Berg des Lernen bestiegen, aber zumindest noch rechtzeitig dafür gesorgt, dass meine ausstehenden Wanikani-Reviews nicht völlig aus dem Ruder laufen. Ich war bei Rund 300 Reviews, als ich anfing, den Berg abzuarbeiten.
Viel länger hätte ich damit auch nicht warten sollen. Meine Erfolgsquote war nicht gerade berückend in den ersten Reviews, aber auch nicht so schlimm wie befürchtet. 70-80 Prozent waren für die lange Abwesenheit echt okay. Mittlerweile wird’s besser, auch wenn ich noch nicht wirklich aktiv neue Kanji büffel.
Back to Zero
Aktuell lerne ich nämlich nur wenig neue Inhalte in Wanikani. Es geht erstmal um den Status Quo. Den Erfolg aus dem Frühjahr einfach nicht verlieren. Die letzten Tage habe ich mich aber auch wieder aufgerafft, um voran zu kommen. Aber auch hier nicht in Wanikani. Ich möchte endlich auch mal mehr Sätze bilden können und habe mich wieder den „Japanese from Zero“-Büchern gewidmet.
Hier habe ich bewusst aber ein paar Schritte zurück gemacht. In den letzten gut 10 Tagen bin ich quasi durch die letzten Lektionen nochmal hindurch gegestürmt, um jetzt neue grammatische Gefilde zu entdecken. Ich habe nochmal Farben gepaukt, Partikel für Besitz geübt und kann auch wieder sagen, was ich mag und was nicht. Jetzt freue ich mich aber ehrlich gesagt auch auf die neuen Inhalte und auch neue Videos auf YouTube, die der Autor begleitend zu den Büchern gemacht hat und die Inhalte gut festigen.
Den Kletterhaken öfter nutzen
Dass ich erneut im Sommer in ein Motivationsloch gefallen bin, ärgert mich. Ich hätte es nach dem letzten Jahr eigentlich viel besser wissen und mir mehr in den Arsch treten müssen. Trotzdem ist es dieses Mal anders. Ja, ich habe etwas Zeit investieren müssen, um wieder auf den Status vorm Schlendrian zu kommen. Trotzdem habe ich diesmal noch früher die Kurve bekommen. Ich musste Wanikani nicht zurücksetzen und auch bei „Japanese from Zero“ reichten die letzten Kapitel im Schnelldurchlauf.
Es ist ein Misserfolg aber zugleich auch ein Erfolg. Ich habe es besser gemacht – nicht “gut”, aber ein solides “ausreichend”. Sollte das nochmal passieren, werde ich womöglich noch weniger Zeit verstreichen lassen. Zugleich war die Pause aber auch ein wichtiges Signal dafür, dass ich meinen Lernfokus etwas anpassen muss. Jetzt soll erstmal das Buch im Vordergrund stehen. Wanikani hatte einfach zu viel Zeit „geraubt“, die beim Buch fehlte und mir damit auch die Motivation raubte.
Das Lernen eine Sprache ist von vielen Faktoren abhängig. Das Lernmaterial ist eines der wichtigsten. Man muss erst wissen, was es an Material gibt und dann herausfinden was gut funktioniert und was nicht. Demnächst muss ich mal sehen, dass ich verschiedene Lernressourcen zusammentrage und euch eine ungefähre Einschätzung gebe, was für welchen Lerntyp am geeignetsten sein könnte. Könnte glaube ich einigen helfen, überhaupt den Einstieg zu finden. Denn so belohnen das Lernen einer Sprache auch ist – es kann auch einfach brutal sein.
Auch neue Kanji-Motivationen
Auch wenn ich Wanikani aktuell für die Grammatik zurückschraube, heißt es übrigens nicht, dass es für mich ein schlechtes Lernmittel ist. Es zählt aber nicht nur das richtige Lernmittel, sondern auch immer wieder den Trainingsplan anzupassen. Ich liebe Wanikani nachwievor und auch hier ist bereits neue Motivation vorhanden.
Nicht nur bei den olympischen Spiele habe ich bemerkt, dass mir meine wenigen japanisch-Kenntnisse stark halfen, etwa die Reihenfolge der Nationen bei der Eröffnung absolut nachzuvollziehen. Auch beim Wiederholen der Lektionen im „Japanese from zero“ habe ich bei einigen Wörtern, für die bereits Kanji gezeigt worden kleine „Aha“-Momente gehabt. Auch bei diversen Japan-Videos stachen mir immer wieder Kanji ins Auge, die mir bekannt waren und aus denen ich manches zumindest vage ableiten konnte.
Allein das zeigt mir, warum das Lernen von Kanji – unabhängig der grammatischen Fähigkeiten – echt viel bringt. Es gibt genug Japanisch-Lernende, welche die Sprache halbwegs sprechen, aber im Alltag an den Kanji verzweifeln. Diese begegnen einen aber im japanischen Alltag überall. Darum möchte ich diesen Teil nicht all zu lange ruhen lassen. Ich möchte noch mehr verstehen, wenn ich etwa Schilder oder Speisekarten sehe, damit ich zumindest eine ungefähre Ahnung habe wo ich hingehe, oder was ich mir zum Essen bestelle. Vorerst muss ich aber wirklich an der Basis arbeiten, damit ich aus meinem Wortschatz auch Sätze formen kann. Da mangelt es nämlich wirklich am meisten.
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